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Flammeninferno in Viareggio: Rostige Achse mögliche Ursache

©EPA
Italien sucht nach den Ursachen des Bahnunglücks in Viareggio, während die Zahl der Todesopfer weiterhin steigt. 17 Personen kamen bei dem Flammeninferno in der toskanischen Badeortschaft ums Leben, meldeten die Behörden.
Lokführer sprangen ab

In der Nacht auf Mittwoch erlagen zwei Kleinkinder im Spital ihren schweren Brandwunden. Dazu wurde der Tod eines noch nicht identifizierten Mannes gemeldet. 21 Personen kämpften mit schweren Brandwunden gegen den Tod. Zu ihnen zählt auch ein polnischer Lkw-Fahrer, der sich jetzt in einem Krankenhaus in Turin befindet.

Sechs der Todesopfer sind noch nicht identifiziert, ein DNA-Test soll bei der Identifizierung helfen. Bei den anderen Todesopfern gibt es zwar Vermutungen über die Identität, sie konnte jedoch offiziell nicht bestätigt werden, weil es an Dokumenten fehlt und die Leichen von keinem Angehörigen erkannt wurden. Die Behörden vermuten, dass sich rund um den Bahnhof einige Obdachlose aufhielten, die bei der Explosion ums Leben gekommen sein könnten. Gerätselt wird auch über die Identität eines dreijährigen Mädchens, das ohne Angehörige in ein römisches Kinderkrankenhaus eingeliefert wurde und in der Nacht auf Mittwoch seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Sie könnte die Tochter eines marokkanisches Ehepaares sein, das bei der Explosion getötet wurde.

Der Unfall hatte sich Montagabend kurz vor Mitternacht ereignet. Experten vermuten, dass der Bruch einer Waggonachse die Katastrophe verursacht hat. Die Vorderachse habe bei der Durchfahrt des Zuges mit insgesamt 14 Waggons nachgegeben. Als Folge des Schadens sei der Waggon entgleist und Flüssiggas ausgetreten, das sich im Kontakt mit der Luft verflüchtigte. Ein Funke könnte daraufhin die Explosion verursacht haben. Die Detonation zerstörte mehrere Häuser in der Umgebung des Bahnhofs, der im Zentrum des Urlaubsortes liegt.

Giuseppe Romano Fiorentino, Koordinator der Feuerwehrteams, die in Viareggio Erste Hilfe geleistet haben, berichtete, dass es zu einer noch größeren Katastrophe hätte kommen können, wenn weitere Kesselwagen des Zuges explodiert wären. “Die Bilanz der Todesopfer wäre noch tragischer gewesen, wenn die anderen Kesselwagen explodiert wären. In diesem Fall wäre ein großer Teil Viareggios zerstört gewesen”, so der Feuerwehrmann.

Die italienische Bahngesellschaft FS wies jegliche Verantwortung für das Unglück von sich. Die in Österreich ansässige Vermieterfirma Gatx Rail Austria, Eigentümer des betroffenen Kessels, sei für die Sicherheitskontrollen verantwortlich, teilte FS in einer Presseaussendung mit. Der Tankwaggon ist laut Gatx-Europa-Chef Johannes Mansbarth erst heuer turnusmäßig gewartet worden. Im März habe die Überprüfung in der norditalienischen Werkstatt Cima in Mantua stattgefunden, sagte er am Mittwoch zur APA. Dort sei er “auf Herz und Nieren geprüft” worden. Die Werkstatt sei behördlich zugelassen.

Konkret hat Cima laut Mansbarth eine Tankprüfung sowie eine Untersuchung des Fahrwerks inklusive der Radsätze durchgeführt. Diese Prüfungsarbeiten würden etwa alle vier Jahre gemäß europaweit geregelten “detaillierten Sicherheitsstandards und einem präzisen Regelwerk” nach einem Industriestandard und dem Stand der Technik sowie bestehender Erfahrungen durchgeführt, so der Gatx-Chef. “Die Richtlinien werden akribisch befolgt”, versicherte er. Außerdem würden nur zertifizierte Werkstätten damit beauftragt.

Der Zivilschutzverantwortliche für die Region Toskana, Marco Betti, berichtete, dass im Kesselwaggon eine Achse gebrochen sei, die zum Teil stark vom Rost angegriffen gewesen sei. Betti berichtete, dass es vor dem Unglück in Viareggio bereits zwei Achsbrüche bei Güterwaggons in der Toskana gegeben habe. Er verlangte schärfere Sicherheitskontrollen im Güterverkehr. Auch EU-Verkehrsminister Antonio Tajani verlangte angesichts der Liberalisierung im Bahnverkehr stärkere Kontrollen. Vor allem bei vermieteten Kesselwagen sollten die Kontrollen besonders streng sein. “Wir brauchen neue Regeln, um Katastrophen dieser Art zu verhindern”, meinte Tajani.

Die Gewerkschaften der toskanischen Bahnbediensteten riefen am Mittwoch einen einstündigen Streik aus. Die italienische Bahngesellschaft FS investiere zu wenig in die Sicherheit der Züge, lautet der Vorwurf. Senatspräsident Renato Schifani verlangte tiefgehende Ermittlungen, um die Verantwortung für den Unfall zu klären.

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