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"Flächenfraß": So verbaut ist Österreich wirklich

Nur ein Drittel Österreichs ist "Dauersiedlungsraum".
Nur ein Drittel Österreichs ist "Dauersiedlungsraum". ©Canva
Österreich besteht zum Großteil aus Wald und Gebirge. Die versiegelte Fläche ist dabei fast so groß wie Vorarlberg, als "Dauersiedlungsraum" gilt nur ein Drittel des Landes.

Auf den ersten Blick hätte Österreich genug ungenutzten Boden. Denn von 83.884 Quadratkilometern sind "nur" 2.417 durch Gebäude oder Straßen versiegelt. Das ist weniger als die Fläche Vorarlbergs. Allerdings ist ein Gutteil der verbleibenden Flächen nicht nutzbar.

Nur ein Drittel Österreichs ist "Dauersiedlungsraum"

Als "Dauersiedlungsraum" gilt nur ein Drittel Österreichs. Der Rest entfällt auf Berge und Wälder. Daher fordern Experten eine massive Eindämmung des Flächenverbrauchs. Zuletzt ist der "Flächenfraß" aber gestiegen.

Laut den von der APA ausgewerteten Daten des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen ist fast die Hälfte des österreichischen Staatsgebiets von Wald bedeckt (44,6 Prozent). Weitere 30 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Und 16,5 Prozent liegen im Gebirge oberhalb der Baumgrenzen - also Almen, Geröllfelder und Gletscher.

Apropos: Alle Gletscher Österreichs bedecken aktuell ein Gebiet von 357 Quadratkilometer. Damit hat Österreich mehr Weingärten (476 Quadratkilometer) als dauerhaft mit Schnee und Eis bedeckte Berge. Flüsse und Seen bedecken etwa 1.545 Quadratkilometer. Zum Vergleich: das kleinste Bundesland Wiens kommt auf eine Fläche von 415 Quadratkilometern.

Ende 2022 rund 3.400 Quadratkilometer bebaut

Mit Gebäuden, Gärten und Betriebsflächen bebaut waren Ende 2022 rund 3.400 Quadratkilometer - also etwa vier Prozent der Gesamtfläche Österreichs bzw. ein Zehntel des "Dauersiedlungsraumes". Etwa zweieinhalb Prozent der Landesfläche sind mit Straßen, Eisenbahnlinien und Parkplätzen belegt.

Das Wachstum dieser Flächen will die Regierung bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag begrenzen. Damit dürften pro Jahr also nur noch etwas über neun zusätzliche Quadratkilometer verbaut werden. Das wäre eine massive Reduktion. Denn im Vorjahr ist der "Flächenfraß" sogar noch angestiegen: von 36,3 auf 43,7 Quadratkilometer. Wie die Regierung ihr Ziel erreicht werden will, ist somit unklar. Eine gesetzliche Vorgabe dazu fehlt bisher.

Experten zu Plänen skeptisch

Dementsprechend skeptisch sind Experten. "Wir werden das Ziel mit Sicherheit nicht erreichen", sagte Boku-Agrarwissenschafter Franz Fehr Anfang Mai. Damals forderte er zusammen mit 174 weiteren Wissenschaftern und Wissenschafterinnen in einem Offenen Brief an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) und die Verantwortlichen der Raumplanungsabteilungen in Wien und Tirol mehr Schutz für die heimischen Böden. Befeuert wurde die Kritik von Experten und Aktivisten dadurch, dass der Entwurf für die von Totschnig erstellte "Bodenstrategie" das im Regierungsprogramm formulierte Ziel von 2,5 Hektar pro Tag wieder in Frage stellte. Dabei sehen EU-Vorgaben bis 2050 sogar einen Netto-Null-Bodenverbrauch vor.

(APA/Red)

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