Die Krise, in der wir stecken, kann von der politischen Führung ja gar nicht mehr bewältigt werden, so Fischler in der am Dienstag erscheinenden Ausgabe. Europa brauche einen Neuanfang und ein Gesicht: Ich glaube, dass der Rats- und der Kommissionspräsident ein und dieselbe Person sein soll.
Fischler fordert die Nationalstaaten auf, Kompetenz abzugeben: Es muss einen Verzicht der nationalen Vertreter geben. Angesprochen darauf, dass die Chancen darauf sehr gering seien, sagt Fischler: Natürlich steht die nationale Selbstverliebtheit diesem Modell massiv im Wege. Aber man muss reinen Wein einschenken. Entweder man will in Richtung eines politischen Europa gehen, oder nicht. Es ist völlig verkehrt, so zu tun, als ob man in Richtung einer politischen Union weiter gehen wollte und das Gegenteil davon macht.
Er selbst verspürt nach wie vor eine gewisse Verantwortung, auch Lust, in dieser schwierigen Situation etwas zu leisten. Er will aber nicht als Helfer gesehen werden, sondern ich nutze meine Kontakte und werde weiter für Kandidatenländer arbeiten. Auf die Frage, ob die nächste Bundesregierung einen Europaminister brauche, meint Fischler: Es würde sicher nicht schaden. Ob er selbst daran Interesse habe? Naja, da gibts viele andere. Warten wir einmal ab, wie die Wahlen ausgehen.
Angesprochen auf den kommenden EU-Präsidenten Tony Blair sagt Fischler: Tony Blair ist immer noch einer der cleversten Leute, die wir in Europa haben. Doch sein Image als Blockierer der EU werde er kaum mehr abstreifen können. Er hat seinen Kredit bei vielen verloren. Und die anderen werden ihn schon allein deshalb, weil sie das Gefühl haben, ausgespielt worden zu sein, keinen Erfolg gönnen. Außer einem großen Afrika-Gipfel werde unter der britischen Präsidentschaft, die am 1. Juli beginnt, überhaupt nichts passieren.