Als bester männlicher Darsteller wurde der US-Mime Sean
Penn für seine Rolle in “21 Grams“ des mexikanischen Regisseurs
Alejandro Gonzàlez Inàrritu geehrt. Der „Coppa Volpi“ für die beste
Schauspielerin ging überraschend an die 39-jährige Deutsche Katja
Riemann für ihre Rolle in dem Film „Rosenstraße“ von Margarethe von
Trotta.
„Margarethe hat gesagt: Versuch’ jeden Moment zu genießen. Ich
arbeite noch dran“, sagte die überglückliche Riemann. In dem Film
geht es um einen Aufstand deutscher Frauen im Frühjahr 1943, die in
der Berliner Rosenstraße für die Freilassung ihrer von der
Deportation bedrohten jüdischen Männer kämpften. Sie widme den Preis
all jenen Frauen, die vor 60 Jahren in der Rosenstraße den Nazis
getrotzt hätten, sagte Riemann. Sie wurde mit Filmen wie „Der bewegte
Mann“, „Die Apothekerin“, „Bandits“ und „Abgeschminkt“ zu einer der
populärsten Schauspielerinnen in Deutschland.
Die Ehrung Swjaginzews geriet dagegen zu einem tragischen Moment
des Abends: Der russische Regisseur widmete seinen „Löwen“ dem
15-jährigen Hauptdarsteller Wladimir Garin, der nach Abschluss der
Dreharbeiten ertrunken war. „Sie sehen zwei Schauspieler auf der
Bühne, aber es waren drei“, sagte der sichtlich bewegte Filmemacher.
Zur Preisverleihung waren Garins 14 Jahre alter Filmpartner Iwan
Dobronrawow und der Schauspieler Konstantin Lawronenko angereist, der
den Vater der Jungen spielt. Swjaginzew erhielt zudem den
Dino-De-Laurentiis-Preis für das beste Debüt.
„Woswratschenie“ handelt von zwei Teenager, die ihren Vater nach
zwölfjähriger Abwesenheit kennen lernen. Die erste Szene zeigt Garin
und eine Gruppe Freunde, wie sie von einem Holzturm in das trübe
Wasser eines Sees springen. Berichten zufolge sprang der Junge nach
Abschluss der Dreharbeiten von demselben Turm und ertrank. Die
Todesnachricht war während des Festivals bekannt geworden.
„Woswratschenie“ stand in Konkurrenz zu 19 anderen Streifen. Der
von der italienischen Kritik hoch gehandelte Film „Buongiorno, notte“
(Guten Tag, Nacht) von Marco Bellocchio über die Entführung und
Ermordung des italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro 1978 ging
bei der Vergabe der „Löwen“ leer aus, wurde aber für sein Drehbuch
mit einem „Preis für einen individuellen Beitrag von besonderer
Bedeutung“ geehrt. Der enttäuschte Regisseur nahm den Preis nicht
persönlich entgegen, sondern ließ sich von einem Schauspieler
vertreten. Persönlich nahm dagegen Hollywood-Star Sean Penn seine
Auszeichnung im Empfang: „Ich bin nicht betrunken, aber mir fehlen
vor Gefühlen die Worte“, lautete sein Kommentar.
Der Große Preis der Jury (Silberne Löwe) ging an einen Film aus
dem Nahen Osten, „Le cerf-volant“ (Der Spielzeugdrache) des Libanesen
Randa Chahal Sabbag, der die Dankesrede für eine politische Botschaft
nutzte: „Ich komme aus einem kleinen Land, das fast nicht auf der
Landkarte existiert. Bin ich bedrohlich? Repräsentieren wir die Achse
des Bösen und (US-Präsident George W.) Bush die Achse des Guten?“,
fragte Sabbag. Der Spezialpreis für die beste Regie (ebenfalls ein
Silberne Löwe) ging an den Japaner Takeshi Kitano für „Zatoichi“. Der
Silberne Löwe für den Besten Kurzfilm ging an den Streifen „Neft“
von Murad Ibragimbekow. Bereits vergangene Woche waren der ägyptische
Schauspieler Omar Sharif und der Produzent Dino de Laurentiis für ihr
Lebenswerk mit „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet worden.