Es ist eine kleine Zeitreise durch die österreichische Geschichte, die sich unter der Wiener Hofburg offenbart: Im ersten Untergeschoß des Leopoldinischen Trakts befinden sich mehr als 2.000 Gipsmodelle von Figuren, Denkmälern, Reliefs und Dekors, die etliche Gebäude der Ringstraße zieren. Wo zuvor unter anderem Wein für den kaiserlichen Hofstaat gelagert wurde, sind es nun also die Vorlagen für prunkvolle Architektur, die in Reih und Glied stehen.
Arbeiten für die Öffentlichkeit üblicherweise nicht zugänglich
Dabei sind die Arbeiten üblicherweise für die Öffentlichkeit gar nicht zugänglich. Nur selten gibt es Gelegenheiten, sie zu sehen. "Es passiert, aber nicht regelmäßig", erklärte der stellvertretende Burghauptmann Markus Wimmer am Dienstag bei einem exklusiven Presserundgang. Aktuell werden etwa einige Figuren restauriert, die Teil der "Maximilian"-Ausstellung in der Hofburg Innsbruck werden sollen.
Dabei sind die Arbeiten, die etwa am Burgtheater, dem Kunsthistorischen Museum oder der Neuen Burg in Wien bewundert werden können, keineswegs nur historischer Natur, also auf konkrete Personen bezogen. Auch allegorische Figurengruppen finden sich unter den stummen Zeitzeugen, die eine durchaus wechselhafte Geschichte erlebt haben. Und neben Darstellungen von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Josef findet sich dann auch das "einfache Volk", nämlich eine Wäscherin, deren steinerne Ausführung in einem Wiener Bezirksmuseum steht.
Gipsmodelle mit "unglaublichen Wert" in vielerlei Hinsicht
Der "unglaubliche Wert" der Gipsmodelle liegt laut Wimmer aber nicht nur in ihrer Eigenständigkeit als "einmaliges Kulturgut", sondern auch in ihrer Bedeutung für das Hier und Jetzt. Schließlich gibt es durch diese Vorlagen auch die Möglichkeit, bei Schäden an der baulichen Substanz die Originalvorlage zu konsultieren, um Ausbesserungen und Sanierungen vorzunehmen.
So finden sich auch an allen Modellen Kärtchen, auf denen Schöpfer und Name mit Nummern inventarisiert sind. Allerdings wurden nicht alle hier befindlichen Modelle auch in die Tat umgesetzt. "Der Hof hat stets sehr klare Vorgaben gemacht", beschrieb Wimmer die Wettbewerbe, die zur Realisierung der Arbeiten geführt haben. "Nur die Ausgestaltung der Details lag beim Künstler." Aber eben nur in sehr begrenztem Rahmen: Eine Skulptur von Kaiserin Elisabeth hat beispielsweise einen Fächer in der Hand - etwas, was vom Kaiser nicht goutiert und daher auch nie realisiert wurde.
(APA/Red)