Er war 36 Stunden unter den Trümmern eines dreistöckigen Hauses eingeklemmt. Für viele Verschüttete dürfte jedoch jede Hilfe zu spät kommen. Mindestens 518 Leichen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen bis Mittwochabend bereits geborgen. Es werde aber damit gerechnet, dass diese Zahl weiter steige, sagte ein UN-Vertreter.
Die meisten Toten wurden bislang auf der Insel Nias gefunden, vor deren Küste sich das Seebeben am Montag ereignet hatte. Ein indonesischer Regierungsbeamter erklärte am Mittwoch jedoch, unbestätigten Berichten zufolge seien allein auf der nahe gelegenen Insel Banjak bis zu 300 weitere Menschen ums Leben gekommen. Auch auf Simeulue und Sumatra gab es Tote. Der Gouverneur von Nord-Sumatra, Rizal Nurdin, schätzte die Zahl der Opfer auf insgesamt 1.000, andere Quellen gingen von bis zu 2.000 Toten aus.
Auch im mehrere hundert Kilometer entfernten Sri Lanka kostete das Beben fünf Menschen das Leben. Drei erlagen offenbar in Panik vor einer Flutwelle wie der am 26. Dezember einem Herzinfarkt, zwei kamen bei Verkehrsunfällen auf der Flucht ins Landesinnere ums Leben, wie die Polizei mitteilte.
Obwohl am Mittwoch erste Hilfstransporte eintrafen, fehlte es auf Nias an Bergungsgerät, Trinkwasser und Medikamenten. Bewohner wühlten im Schutt mit bloßen Händen nach ihren Angehörigen. Letzte Nacht haben wir Menschen rufen hören, sagte eine Frau in Gunung Sitoli, der größten Stadt auf Nias, die gemeinsam mit anderen versuchte, ihre 22-jährige Schwester und weitere Verschüttete zu befreien. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.
Dass diese Hoffnung nicht unbegründet ist, zeigt die Rettung des 25-jährigen Jansen Silalalahi. Mit einem Wagenheber befreiten französische Feuerwehrleute den Mann, dessen Beine zwischen einem Motorrad und einem Schrank eingeklemmt waren. Er ist der erste, den wir lebend gefunden haben, sagte einer der Feuerwehrmänner, die von Sumatra aus nach Nias eilten. Sie waren für Wiederaufbauarbeiten nach der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember im Einsatz.
Im Krankenhaus von Gunung Sitoli fehlten Wasser und Strom, der Treibstoff für Generatoren und Fahrzeuge wurde knapp. Norman Peeler, Koordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sagte, es gebe zahlreiche Schwerverletzte. Es ist wichtig, dass sie behandelt werden, denn in offenen Wunden breiten sich Infektionen schnell aus.
Gut ein Dutzend Patienten musste die Nacht auf einem Fußballplatz verbringen, geschützt nur durch ein Wellblechdach. Sie sollten mit Hubschraubern nach Sumatra gebracht werden, wegen schlechten Wetters mussten jedoch viele Flüge aufgeschoben werden.
Vereinzelt kam es auf Nias zu Plünderungen. Es gibt weder Wasser noch Strom oder Reis, sagte ein Bewohner. Wir haben keine Hilfe, was sollen wir tun? Präsident Susilo Bambang Yudhoyono wollte die Insel nach Angaben eines Sprechers am Donnerstag besuchen.
Unterdessen läuft die Hilfe aus dem Ausland an. Indonesien begrüße die Unterstützung und sei für jede Art von Beistand offen, auch für die Hilfe ausländischer Truppen, sagte Präsidentensprecher Andi Malarangeng.
Zwei Militärhubschrauber aus Singapur brachten am Mittwoch Lebensmittel, Wasser, medizinische Versorgungsgüter und Generatoren nach Nias. Das UN-Welternährungsprogramms WFP flog Bergungs- und Rettungsteams ein. Japan kündigte die Entsendung von Notärzten und Hilfsgütern an. Außerdem nahm ein Schiff der australischen Marine Kurs auf Sumatra. Die EU-Kommission entsandte ein Vorausteam in die Region, um den Bedarf zu prüfen.