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Führung serbischer radikaler Partei zerfällt

Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS), Vojislav Seselj, hat in den letzten Tagen seine zwei wichtigsten Mitarbeiter verloren.

Nach dem Parteiaustritt des langjährigen amtierenden Parteichefs Nikolic, legte am Sonntag auch SRS-Generalsekretär Vucic sein Amt nach 13 Jahren nieder. Nikolic hofft, dass sich Vucic seiner neu gegründeten Partei anschließt.

Die Entscheidung Vucic’, der seit zehn Tagen nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten war, dürfte einen schweren Schlag für Seselj und seine Ultranationalisten darstellen. Nikolic, der letzte Woche im Parlament die Fraktion “Vorwärts Serbien” gebildet hatte, erwartet, dass sich ihm Vucic in den Bemühungen um die Gründung einer neuen Partei anschließen wird. Diese solle rechts vom Zentrum, sowohl mit der “Europäischen Union wie auch mit Russland” kooperieren. Meinungsforscher gehen davon aus, dass sich der neuen Partei Nikolic’ ein beträchtlicher Teil bisheriger SRS-Anhänger anschließen dürfte. Der SRS-Hauptausschuss hatte am Freitag auch den Ausschluss von 17 weiteren Parteimitgliedern beschlossen, die sich der von Nikolic gegründeten Fraktion “Vorwärts Serbien” angeschlossen hatten.

Vucic bemühte sich nach der Parlaments- und Kommunalwahl im Mai vergeblich um den Bürgermeisterposten in Belgrad. Als SRS-Spitzenfunktionär war der mittlerweile 38-Jährige früher Informationsminister des Regimes von Slobodan Milosevic von 1998-2000, als viele Medien und Journalisten mit hohen Geld-Bußen belegt wurden. Bis zuletzt war der Diplomjurist auch einer der Rechtsberater Seseljs, der sich vor dem Haager UNO-Tribunal wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der nordserbischen Provinz Vojvodina zu verantworten hat.

Ein möglicher Nachfolger Vucic’ als Generalsekretär ist noch nicht bekannt. Dragan Todorovic war von Seselj zum Nachfolger von Nikolic als neuer amtierender SRS-Chef bestimmt worden. Zur Spaltung in der Parteiführung war es wegen Meinungsunterschieden zur EU-Politik gekommen. Nikolic legte daraufhin seine Parteiämter nieder.

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