Lichter ist alles geworden und offener. Seit sie wissen, dass sie in dem alten Wasserwerksgebäude an der Bahnhofstraße bleiben dürfen, haben sie umso lieber mitangepackt. Bis zu 100 Jugendliche kommen täglich her. Schon seit Tagen streifen sie vereinzelt ums Gebäude. Sie tröpfeln rein, sagt Zeljko Bilic. Mit seinen 37 Jahren zählt der ehemalige Maschinenschlosser schon fast zu den alten Herren der Jugendszene. Aber das sieht man ihm nicht an. Nicht, wenn er, wie eben, die Boxhandschuhe überzieht und den Punching- Ball ins Schwingen bringt.
Aggressionen abbauen
Boxen im Jugendzentrum? Im open ring lernen Jugendliche gezielt Aggressionen abzubauen. In seinem Projekt Flüchten Standhalten lehrt Zejlko die Burschen außerdem, sich selber zu behaupten. Und die Mädchen? Den Bereich deckt das Mädchenzentrum Amazone ab. Man hat sich zuletzt wieder auf geschlechtersensible Jugendarbeit besonnen. Zeljko ist hier daheim. Im Soundstudio, das bald schon wieder Bands wie die mad cats society oder old fastfood zum Beben bringen werden. Oder im Infoladen, der den Besuchern politische Informationen bietet. Links von der Mitte, eh klar.
Sie halten mich jung
Zeljko ist seit zwölf Jahren dabei, weil das Feuer der Jugendlichen ansteckend wirkt. Sie halten dich ein Stück weit jung. Sie lassen mich hinterfragen, was ich vom Leben will. Eine gute Selbstreflexion bewahrt ihn davor, ohne es zu merken, Berufsjugendlicher zu werden. An dem Tag, an dems mich nicht mehr freut, ins Between zu gehen, hör ich auf. Und dann? Vielleicht Gemeinwesenarbeit oder Erlebnispädagogik für Erwachsene, wer weiß? Irgendwas Sinnvolles halt. Denn wegen Geld ist in unserer Branche eh keiner tätig.