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ÖFB-Team ringt Italien Remis ab

Im freundschaftlichen Länderspiel in Nizza trennten sich Österreich und Italien 2:2-Unentschieden. Ramazan Öczan patzte bei seinem 45-minütigen Debüt.

Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft hat am Mittwoch die Chance auf einen prestigeträchtigen Sieg gegen den Weltmeister vergeben. Österreich musste sich beim Debüt von Teamchef Karel Brückner nach 2:0-Führung gegen Italien in Nizza mit einem 2:2 (2:1) begnügen. Emanuel Pogatetz (15.) und Marc Janko (39.) hatten das ÖFB-Team entgegen dem Spielverlauf in Führung gebracht, Alberto Gilardino (45.) sowie ein Eigentor von Ersatzkeeper Ramazan Özcan (67.) glichen aus.

Italien hatte von Beginn an deutlich mehr vom Spiel, die Tore aber machten vorerst die Österreicher. Nach Flanke von Jürgen Säumel und Verwirrung in der italienischen Abwehr traf Pogatetz per Halbvolley mit links unhaltbar für Buffon unter die Latte. Mit dem zweiten Torschuss legte Janko noch eines drauf. Der Salzburg-Stürmer erzielte nach weitem Einwurf von Christian Fuchs und Kopfball-Vorarbeit von Paul Scharner aus der Drehung, abgefälscht von Italien-Verteidiger Barzagli, sein erstes Teamtor.

Dabei hatte Brückner etwas überraschend auf Janko als Solospitze in seinem 4-1-4-1-System gesetzt, das er auch in der WM-Qualifikation am 6. September gegen Frankreich anwenden will. Der Tscheche hatte den 25-Jährigen erst am Sonntag nachnominiert, gab ihm aber vorerst den Vorzug gegenüber Rapid-Stürmer Stefan Maierhofer. In der Startformation waren mit Ausnahme von Janko ausschließlich Legionäre gestanden – zehn Fremdarbeiter waren mehr denn je in einer ÖFB-Elf.

Im defensiven Mittelfeld kam “Rebell” Scharner nach mehr als zwei Jahren zu einem Comeback im Team, wurde aber bereits zur Pause wegen Knöchelproblemen ausgetauscht. Der zweite England-Legionär, Torschütze Pogatetz, schied wegen einer Adduktorenverletzung ebenfalls vorzeitig aus (59.). Torhüter Alexander Manninger komplettierte die Verletzungssorgen. Der Juventus-Keeper blieb beim Duell mit seinem Clubkollegen Gianluigi Buffon zur Halbzeit wegen einer Verhärtung in der Rückenmuskulatur in der Kabine.

Bis dahin hatte der Weltmeister die deutlich größeren Chancen vorgefunden. Mittelstürmer Gilardino verpasste bereits nach eineinhalb Minuten einen Zambrotta-Querpass, wenig später fiel sein Kopfball aus aussichtsreicher Position zu schwach aus (9.). Dazwischen hatte Zambrotta Manninger mit einem Fernschuss geprüft (5.). Die größte Chance auf den Ausgleich vergab Gilardino in Minute 17, verstolperte aber gegen den hervorragend postierten ÖFB-Keeper.

Dieser musste zur Pause vom unglücklichen Debütanten Özcan ersetzt werden, hatte wenige Sekunden zuvor aber noch selbst einen Gegentreffer kassiert: Bei einem Querpass von Di Natale blieb Manninger wie angewurzelt auf der Linie, der Rettungsversuch von Abwehrchef Martin Stranzl landete auf der Brust von Gilardino – 1:2. In den Minuten davor hatten sich die Österreicher nach anfänglichen spielerischen Problemen erfangen gehabt und durch Garics (44.) sogar eine Chance auf das 3:0 vorgefunden.

Janko vermochte sich mit Fortdauer des Spiels ebenfalls immer besser in Szene zu setzen, verpasste einen Harnik-Querpass nur knapp (38.). Auf der Gegenseite verfehlte Italien-Kapitän Alessandro Del Piero mutterseelenallein vor Özcan das Kreuzeck (53.). Was den Italienern misslang, besorgte der ÖFB-Ersatztorhüter. Der Deutschland-Legionär bugsierte eine Flanke von Zambrotta mit der Faust unglücklich ins eigene Tor. Einen Schuss von Aquilani (78.) parierte Özcan dagegen ebenso gut wie einen Versuch von Legrottaglie (81.) und einen Freistoß von De Rossi (84.).

Die österreichische Offensive war nach Seitenwechsel mit Ausnahme eines Maierhofer-Kopfballes (79.) praktisch nicht mehr vorhanden, doch auch die Italiener spielten nicht immer das, was sich Teamchef Marcello Lippi bei seiner Rückkehr auf die Trainerbank erhofft hatte. Lippi hatte in der Startaufstellung immerhin auf acht seiner Weltmeister von 2006 gesetzt, wechselte dann aber kräftig durch. Eine Schlussoffensive der Azzurri, die noch nicht im Meisterschafts-Betrieb stehen, blieb vor 14.000, zum Großteil italienischen Zuschauern unbelohnt.

Die ÖFB-Elf rettete mit einer verstärkten Defensive zumindest den Achtungserfolg über die Zeit. Brückner erwischte damit zwar einen besseren Einstand als sein Vorgänger Josef Hickersberger (0:2 gegen Kanada), sein Team vergab aber die durch den Spielverlauf entstandene Chance auf den ersten Sieg gegen Italien seit 1960 (2:1 in Neapel). Zudem haben die Österreicher seit dem legendären 3:2 bei der WM 1978 in Cordoba gegen Deutschland nicht mehr gegen einen amtierenden Weltmeister gewonnen.

Karel Brückner (Teamchef Österreich): “Ich bin zufrieden. Das war ein großer Gegner, immerhin Weltmeister. Wir waren in der ersten Hälfte sehr aktiv. Schade war das Tor vor der Halbzeit. Ich glaube, das war ein gutes Resultat für uns. So ein Tor (Öczan-Patzer, Anm.) gehört zum Fußball. Jetzt haben wir zehn Tage für zwei Länderspiele. Ich freue mich auf das Arbeiten. Wir haben noch viele Fehler in Kombinationen gemacht. Ich weiß, dass wir noch viel arbeiten müssen. Man kann noch nicht sagen, ob wir auch gegen Frankeich mit denselben Spielern spielen. Ich kenne die Spieler noch nicht so lange.”

Ramazan Özcan (Torhüter Österreich): “Dieses Gegentor stellt meine ganze Leistung in den Schatten. In solchen Momenten würde man sich am Liebsten in der Erde eingraben. Aber man muss mental stark sein und weiter an sich glauben. Von den Spielern hat es keine Vorwürfe gegeben – im Gegenteil. Sie haben gesagt, ich soll den Kopf hochhalten.”

Italien – Österreich 2:2 (1:2)
Stade du Ray, 14.000 Zuschauer, SR Bruno Coue (FRA)

Tore: 0:1 (15.) Pogatetz, 0:2 (39.) Janko, 1:2 (45.) Gilardino, 2:2 (67.) Özcan/ET

Italien: Buffon – Zambrotta (70. Cassetti), Bonera (46. Legrottaglie), Barzagli, Grosso (46. Dossena) – De Rossi, Pirlo (46. Aquilani), Gattuso (45. Perrotta) – Di Natale, Gilardino, Del Piero (74. Palombo)

Österreich: Manninger (46. Özcan) – Garics, Prödl, Stranzl, Pogatetz (59. Leitgeb) – Scharner (46. Gercaliu) – Harnik (72. Standfest), Säumel, Ivanschitz (86. Linz), Fuchs – Janko (65. Maierhofer)

Die Besten: De Rossi, Del Piero, Di Natale bzw. Pogatetz, Stranzl, Janko

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