"Faust" einmal anders
Mit Louis Spohrs “Faust” steht ab kommenden Samstag, den 31.9., eine nur selten gespielte Oper im Theater an der Wien auf dem Spielplan des Sommermusikfestivals KlangBogen ’99. Der deutsche Komponist und Dirigent (1784-1859) schrieb seine vierte Oper 1813 während seiner Zeit als Kapellmeister am Theater an der Wien. Uraufgeführt wurde das Stück jedoch 1816 in Prag.
Beeinflußt von der Wiener Klassik, gehörte Spohr zu den Romantikern und stand in seiner Haltung Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart nahe. In seinen Werken versucht er, das Schema der Nummernoper zu durchbrechen. In seiner Leitmotivtechnik und Durchkomponierung wirkte er wegweisend für Richard Wagner. In Rahmen des “KlangBogen” zu sehen und zu hören ist nicht der von Carl Maria von Weber erstaufgeführte “Faust”, sondern die Rezitativfassung des Stücks als dreiaktige “Große Oper”.
In der Inszenierung von Torsten Fischer ist die Handlung von “Faust” in der Gegenwart angesiedelt. Das Regiekonzept des Schauspieldirektors der Bühnen der Stadt Köln wird durch das an Eschers Stiegen gemahnende Bühnenbild und außergewöhnliche Lichteffekte unterstrichen. Die Titelrolle des Faust übernimmt der aus Puerto Rico stammende Mel Ulrich. Er war in Wien bereits als Tarquinius in Brittens “Raub der Lucretia” an der Kammeroper sowie als Escamillo in “Carmen” an der Volksoper zu hören. Das Radio Symphonieorchester (RSO) Wien spielt unter der musikalischen Leitung von Ralf Weikert, es singt der Wiener Kammerchor. (23.7.99)