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Fatah will Barghuti von Kandidatur abbringen

Die palästinensische Fatah-Bewegung will den in Israel inhaftierten Politiker Marwan Barghuti offenbar von einer Kandidatur für das Präsidentenamt abbringen.

PLO-Chef Mahmud Abbas (Abu Mazen) werde in Kürze einen Termin für eine Generalkonferenz der Fatah und interne Abstimmungen festsetzen, sagte Kabinettsminister Kadura Fares. Fares traf am Freitag im Gefängnis mit Barghuti zusammen, nachdem dieser am Abend zuvor seine Bewerbung um die Nachfolge von Yasser Arafat angekündigt hatte.

Der Revolutionäre Kommandorat der Fatah bestätigte dagegen Abbas’ Nominierung. Eine interne Abstimmung über die Besetzung der Ämter war von der jungen Garde der Fatah lange gefordert worden. Ein Termin dafür werde innerhalb von 24 Stunden bekannt gegeben, erklärte Fares. Wenn die Fatah an Abbas’ Kandidatur festhält, würde Barghuti als unabhängiger Kandidat antreten. Das könnte zu einer Spaltung der Organisation führen.

Barghuti wurde von Israel wegen Verwicklung in Terroranschläge zu mehrmals lebenslanger Haft verurteilt. Auch der israelische Abgeordnete Jamal Sahalka traf am Freitag mit dem Politiker zusammen.

Israel erklärte unterdessen erneut, einen reibungslosen Ablauf der palästinensischen Präsidentenwahl zu unterstützen. Am 9. Jänner sollten alle Straßensperren im Westjordanland entfernt werden, teilten Sicherheitskräfte mit.

Nach dem Tod Arafats verzeichnen israelische Behörden in den Palästinensergebieten einen „beispielosen Rückgang des Terrors und der Kämpfe“. Militärkreise bestätigten am Freitag in Tel Aviv einen Bericht der Tageszeitung „Maariv“, wonach es in den vergangenen zwei Wochen 70 Prozent weniger Angriffe und Schießerei gegeben habe.

Ein Militärvertreter sagte dazu: „Es gibt eine Beruhigung. Noch ist es aber zu früh, um schon von einer Veränderung der Lage zu sprechen.“ Die israelische Armee halte sich mit eigenen Einsätzen zurück, um der neuen palästinensischen Führung eine Chance zum Handeln zu geben.

Palästinensische Fatah will interne Wahlen

Die palästinensische Fatah-Organisation will nach dem Tod Yasser Arafats erstmals seit etwa 16 Jahren eine neue Führung wählen. Wie das Mitglied des Fatah-Revolutionsrats, Landwirtschaftsminister Ibrahim Abu al-Naja, am Freitag mitteilte, sollen die Wahlen am 4. August 2005 aus Anlass der sechsten Generalkonferenz der Fatah stattfinden.

Die Fatah-Führung soll eigentlich alle fünf Jahre gewählt werden. Zuletzt hatte es jedoch derartige Wahlen auf der fünften Fatah-Generalkonferenz 1987 in Tunis gegeben. Die 1958 gegründete Fatah des verstorbenen Palästinenserpräsidenten Yasser Arafat ist die größte Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO).

Bei den Wahlen zum Autonomierat 1996 gewann sie 50 von 88 Sitzen. Im Gegensatz zu den Palästinenser-Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad ist die Fatah eher weltlich ausgerichtet.

Der Name „Fatah“ (auch: Fateh) wurde aus einem Anagramm gebildet, nämlich aus den Anfangsbuchstaben der arabischen Worte „harakt attahrir al-watani al-filastini“ (Palästinensische Nationale Befreiungsbewegung) h-t-f. In der richtigen Reihenfolge heißt das arabische Wort „Hatef“, der „Tod“, aber von hinten gelesen „Fatah“, die „Eroberung“ oder die “Öffnung.“

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