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Fast neun Prozent mehr Besucher

Zur 55. Frankfurter Buchmesse sind fast 9 % mehr Besucher gekommen als im Vorjahr. Die Veranstalter zählten an den sechs Messetagen 288.887 Fach- und private Besucher.

Am Montag wurden noch 15.658 Menschen (plus 29,4 Prozent) gezählt, wie die Veranstalter mitteilten. Die weltgrößte Bücherschau schloss am Montagnachmittag ihre Tore. Auf der Messe waren 6.638 Aussteller aus 102 Ländern vertreten.

Der am Montag erstmals erlaubte Bücherverkauf an den Ständen der Frankfurter Buchmesse hat sich für die Verlage gelohnt. „Die Nachfrage war sehr lebhaft“, sagte Eckart Schlapp bei Goldmann (Bertelsmann). Auch bei Ullstein war man „sehr zufrieden“. Viele Verlage wie S. Fischer oder Rowohlt beteiligten sich jedoch nicht am Verkauf. Die Verlage hatten mit der Abwicklung Buchhandlungen beauftragt. Wer beim Last-Minute-Kauf auf Sonderrabatte gehofft hatte, wurde jedoch enttäuscht. Alle Bücher gingen zum festgelegten Ladenpreis über den Tisch. Auf Plakaten wurden die Besucher auf die Buchpreisbindung hingewiesen.

Buchmessen-Direktor Volker Neumann am Montag eine „Initialzündung“ für das in den vergangenen beiden Jahren stagnierende Gewerbe geortet. „Ich habe ein Gefühl, dass ein Ruck durch die Branche gegangen ist“, sagte Neumann. Er habe die Buchmesse als „fröhliches Bücherfest“ erlebt. Neumanns Optimismus wird nicht von allen Verlagen geteilt. In einer dpa-Umfrage sagte etwa Verleger Klaus Wagenbach, er rechne nicht mit einer raschen wirtschaftlichen Erholung. „Bei vielen Verlagen ist das noch ein Stück weit Wunschdenken“, sagte auch die Sprecherin des Ratgeberverlags Gräfe und Unzer, Claudia Uhr. „Aber Gejammer gab es lange genug. Da ist der Versuch gut, den Kopf aus dem Sand zu nehmen.“

An den sechs Messetagen waren rund 1.000 Autoren vertreten – mehr als je zuvor auf der Buchmesse. Rund 150 Schriftsteller hatte allein Russland als diesjähriger Ehrengast mitgebracht. Neu war die Ausdehnung der Publikumstage auf den Freitag und Montag und der damit einhergehende stärkere „Event“-Charakter der Messe. So lockte der in Berlin lebende russische Schriftsteller Wladimir Kaminer fast 5.000 Menschen zur „Russendisko“. Literaturnobelpreisträger Günter Grass ließ seine Hüften vor fast 1.000 Menschen bei einer Lesung aus seinen „Letzten Tänzen“ kreisen. Auch die neuen Veranstaltungsforen für die Verlage wurden laut Neumann gut angenommen.

König der sechstägigen Messe war jedoch – wie einst im Boxring – Muhammad Ali. Sein stummer Auftritt zur Vorstellung des „größten Buches der Welt“ als Hommage an den schwer kranken Ali wurde zu einem bewegenden Moment im PR-Bücherrummel.

Als König der PR erwies sich einmal mehr „Pop-Titan“ Dieter Bohlen. Er nutzte den Rummel um die zahlreichen Einstweiligen Verfügungen gegen sein neues Buch geschickt aus und hielt seine Buchpräsentation ohne Buch ab – dafür mit einem ironischen Seitenhieb gegen seinen früheren Partner Thomas Anders. Der hatte mit seiner Klage mit dafür gesorgt, das Bohlens Bücher nur passagenweise geschwärzt und mit dem werbeträchtigen Aufkleber „Zensiert“ auf der Messe zu sehen waren.

Beim „Spagat“ zwischen Arbeits- und Publikumsmesse will Neumann die Bedingungen für die Fachbesucher, die dieses Jahr wieder zahlreicher vertreten waren, weiter verbessern. Die ersten Tage der Messe, der weltweit bedeutendsten für die Handel mit Lizenzrechten, sollen möglichst „eventfrei“ gehalten werden, sagte Neumann. Mit dem Übersetzerzentrum und den zahlreichen Fach-Foren habe die Messe in diesem Jahr bereits wichtige neue Impulse erhalten. Andererseits fühlten sich die Übersetzer wie auch manche Verlage vom Lärm ihrer Nachbarn – etwa das Filmforum mit seinem Messekino – gestört. Im kommenden Jahr sollen die Stände dank Vorbucher-Rabatten deutlich billiger werden. „Der Anmeldesturm ist ganz gewaltig“, sagte Neumann.

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