Kamerateams und Fotografen sind an der Absperrung postiert und warten, dass sich was tut. Von den Ermittlern ist aber niemand zu sehen.
Gegen 10.00 Uhr wird an der Absperrung ein Umleitungsschild angebracht. Jogger und Radfahrer kommen vorbei und werfen einen Blick in die Gasse. Anrainer führen ihre Hunde Gassi – einige wirken abweisend, andere suchen von sich aus das Gespräch.
Hier kümmert sich keiner um den anderen, hat eine Hundebesitzerin einen Erklärungsversuch für etwas, das sie selbst für unvorstellbar hält: Dass niemand etwas bemerkt hat. Die Pioniere, die schon 35 Jahre und länger da leben, reden mit den Neuen nicht, meint die temperamentvolle Frau – nach Eigendefinition unbeliebt, weil sie sich eben um alles kümmert.
Seit fünf Jahren wohnt sie in der Nachbarschaft. Von Wolfgang Priklopil weiß sie nur, dass er sich vor einem Jahr einen neuen Zaun hat machen lassen und ein teures Auto fuhr. Der weiße Kleinbus des Mannes sei jahrelang am hinteren Gartenweg geparkt gewesen. Die Fragen, wie man ein solches Doppelleben unbemerkt führen kann und auch, was so jemand empfindet, bleibt – natürlich – auch für sie unbeantwortet. Eine Tragödie, meint ein 80-Jähriger zu dem unfassbaren Geschehen.