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Faßmann: Noten in Volksschulen sind "politische Entscheidung"

Wirbel um Faßmann-Aussagen.
Wirbel um Faßmann-Aussagen. ©APA/HERBERT NEUBAUER
An Österreichs Volksschulen gibt es wieder Noten: Die Regierung will die verbale Beurteilung nur noch als Ergänzung erlauben. In einem Interview meint Bildungsminister Heinz Faßmann, es handle sich um eine "politische Entscheidung". Die NEOS schäumen.

An den Volksschulen konnten seit dem Schuljahr 2016/17 in den ersten drei Volksschulklassen anstelle von Ziffernnoten eine schriftliche “Leistungsinformation” eingesetzt werden. Die Entscheidung darüber wird von Lehrern und Eltern am Schulstandort gefällt, die Regelung kann auch je nach Klasse unterschiedlich sein (z.B. Ziffernnoten in der A-Klasse, Leistungsinformation in der B-Klasse). Entscheiden sich die Eltern gegen Ziffernnoten, erhalten sie stattdessen jeweils am Ende des Semesters eine detaillierte “schriftliche Information über die Lern- und Entwicklungssituation” ihres Kindes samt vorhergehendem Bewertungsgespräch. Sitzenbleiben gibt es erst ab der vierten Klasse.

Regierung kippt Regelung

Die Regelung wurde von der Regierung gekippt: Künftig können die Schulen bis zum Semesterzeugnis der zweiten Klasse autonom entscheiden, ob sie mit Ziffernnoten oder alternativ beurteilen wollen. Wählen sie die Ziffernnoten, muss zusätzlich noch verbal beurteilt werden. Wählen sie die Alternativ-Beurteilung, haben Eltern das Recht, zusätzlich auf einer Ziffernnote zu bestehen. Ab Ende der zweiten Klasse sind dann Ziffernnoten verpflichtend. Darüber hinaus muss es aber noch eine Verbal-Beurteilung anhand eines Bewertungsrasters geben. Sitzenbleiben gibt es ab der zweiten Klasse.

Faßmann: “Politische Entscheidung”

An der Neuregelung wurde bereits Kritik laut – von “Notendruck” ist die Rede. Nun wurde Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in Interview mit dem “Standard” zu der Neuregelung befragt. Auf die Frage, ob es sich um eine politische Entscheidung gehandelt habe, und nicht um eine wissenschaftlich begründete, antwortet er: “Es ist eine politische Entscheidung, wie vieles, was ich entscheiden muss. Nicht hinter jeder politischen Entscheidung gibt es auch eine wissenschaftliche Fundierung.”

NEOS zu Faßmann: Ein Wissenschafter gibt sich auf

“Entsetzt” reagiert NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos auf die Aussagen von Bildungsminister Heinz Faßmann: “Bildungsminister Faßmann gibt sich als Wissenschafter auf und zeigt, wie wenig es der Regierung um die Interessen der Kinder geht und wie sehr um billige Parteipolitik. Das ist unwürdig. Bildungspolitik bleibt schwarz-blaue Machtpolitik. Ein Retro-Noten-System und Sitzenbleiben – alles ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage. Was ist eigentlich mit dem Minister los?”

NEOS stellen parlamentarische Anfrage

Dieser Zustand sei untragbar, die Bestätigung dieser elenden Politik eine Demaskierung. “Wir NEOS werden eine parlamentarische Anfrage an den Bildungsminister stellen um zu erfahren, wie es Faßmann so generell mit der Evidenz hält. Eines ist für uns jedenfalls klar: Macht- und Parteipolitik hat in der Schule nichts verloren. Ich erwarte hier ein Bekenntnis des Ministers. Im Zentrum aller Bemühungen müssen immer die Kinder stehen,” fordert Hoyos.

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