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Fans färbten Grönemeyer rot-weiß-rot ein

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Österreich hat seine Stars lieb. Herbert Grönemeyer zählt seit geraumer Zeit zu dieser illustren Gesellschaft, weshalb er sich Sonntagabend im Ernst-Happel-Stadion auch beschenken ließ.

Mit Jacken, Kappen, Popcorn und Österreich-Fahnen. Zuvor hatte er seine Fans mit einer rund dreistündigen Mixtur aus Treibendem, Stampfendem und Nachdenklichem beschenkt. Und sich auf der Bühne als eine Art schüchterner Mick Jagger im Intellektuellen-Kostüm präsentiert.

Dass ein Grönemeyer nicht kleckert, sondern live seit jeher klotzt, weiß man. Und darum wird auch bei seiner „Tour 2007“, wie sie schlicht heißt, die Stadion-Rock-Ästhetik der Achtziger beschworen. Mit dem neuen Album “12“ im Gepäck kann da eigentlich nicht viel schief gehen. „Kopf Hoch, tanzen“, hieß die Aufforderung gleich zu Beginn, der alle brav nachkamen. Als Belohnung mischte sich der Meister über einen Laufsteg immer wieder unters Publikum.

Dass der 51-jährige Grönemeyer ein kindliches schüchternes Lächeln an den Tag legt, macht ihn nicht gerade unsympathischer. Und überhaupt: Der Kontakt zum Publikum ist da, auch wenn die Ansagen oft in verlegenem Geschwätz ausarten. So wird er nicht müde, „Herbert, Herbert“-Rufe mit „Ja, das bin ich“ oder „hier“ zu quittieren. Witziger kommt der Hüftschwung, der mit selbstironischem Grinsen kommentiert wird. Der gelernte Schauspieler Grönemeyer ist durch und durch eine Bühnenfigur.

Was den Abend weiter musikalisch glaubwürdig und rund machte, war Grönemeyers Band, die sich auch als solche verstand und nicht nur als bloßer Haufen an Tour-Musikern. Neben einer Doppel-Gitarren-Front und zusätzlicher Perkussion hatte auch ein Streicherensemble aus den Niederlanden Platz genommen. Und Grönemeyer machte auch mal gerne Platz, um seine Musiker feiern zu lassen.

Dass die Fans im Stadion nicht nur gekommen waren, um Auszüge aus “12“ zu hören, war klar. Trotzdem beherrschten diese jede Textzeile, was den Interpreten laut eigener Aussage ganz gelegen kam, da dieser traditionell mit Unsicherheiten kämpfe. Ein „Mensch“ eben, der dies später selbstverständlich auch musikalisch beschwören sollte. Und so streute Grönemeyer weitere bekannte Körner in den Haufen, die mit Jubel aufgepickt werden: „Bochum“ und „Alkohol“ waren schon zu Beginn der Show verbraten.

Zweiter Hauptdarsteller der Show waren die Video-Einspielungen, die sich nicht aufs bloße überlebensgroße Abbilden der Künstlervisage beschränkten. War das Konzert schon dramaturgisch perfekt durch einen Countdown auf einer projizierten Uhr eingeläutet worden, zeigte man, wie man auch sonst eine Video-Wall möglichst kreativ bespielen kann. Bei „Männer“ etwa schlüpfte der Sänger in verschiedene Stereotypen – vom schuhplattelnden Bayern über einen preußischen Offizier bis zum Transvestiten.

Einziger modischer Irrtum des Abends war aber eine rot-weiß-rote Jacke mit „Austria“-Schriftzug, die Grönemeyer von einem Fan überreicht bekommen hatte. Aber auch die Österreich-Fahne hing sich der Alpen-Superman über die Schultern. Nur mit dem Vorlesen des Schriftzuges tat dieser sich schwer, „Heimat 1975“ lautete ein Teil der kryptischen Botschaft. Da zeigte sich sogar der frisch gekürte Ösi-Gröni kurz verwirrt.

Dass das erste „Tschüss“ sicher nicht das einzige sein würde, war jedem im Happel-Stadion klar. Dass sich Grönemeyer aber gleich zu drei Zugabeblöcken aufschwingen würde, war eine nette – wenn auch natürlich geplante – Überraschung. Da war genügend Platz für Mitgröhler wie „Was soll das“ oder die WM-Hymne „Zeit, dass sich was dreht“. Erst ganz gegen Ende waren aber auch erst jene beruhigt, die auf ein spezielles Österreich-Phänomen in Grönemeyers Hitliste gewartet hatten: „Ich hab dich lieb“ wurde da nochmals in die Menge hineingeraunzt, was auch prompt erwidert wurde.

Und auch die etwas absurden Vorsichtsmaßnahmen der Veranstalter stellten sich bei so viel gegenseitigen Liebeserklärungen als absurd heraus. Zuvor wurden von mitgebrachten Plastikflaschen sämtliche Verschlüsse, mit der Begründung, es seien „Wurfgeschosse“, entfernt. Was einem zum schnellen Austrinken zwang und die Getränkestände im Stadion sicher freute.

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