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Falscher Fotograf traf Frauen in Wien zum Sex und filmte

Der Betrüger kam mit einer glimpflichen Strafe davon.
Der Betrüger kam mit einer glimpflichen Strafe davon. ©APA (Symbolbild)
Er versprach gute Kontakte in die USA und Beträge im fünfstelligen Bereich: In Wien ist ein 40-jähriger Sex-Betrüger mit einer einjährigen Bewährungsstrafe davongekommen.

Als Fotograf mit guten Kontakten zu einschlägigen amerikanischen Zeitschriften und Magazinen hat sich ein beschäftigungsloser Wiener Tapezierer im Internet ausgegeben. Der 40-Jährige schrieb auf diversen Plattformen Frauen an und bot ihnen Bares für Erotikfotos und -filme. Weil er sich mit ihnen vergnügte, aber nicht zahlte, wurde er am Mittwoch im Landesgericht zu einem Jahr bedingt verurteilt.

Zumindest 30.000 Euro stellte der Schwindler den Frauen in Aussicht, die er mehr oder weniger wahllos kontaktierte. Seinen Angaben zufolge gingen 30 bis 35 Frauen auf sein Angebot ein, trafen sich mit ihm, zogen sich aus, posierten und ließen sich anschließend auf Geschlechtsverkehr mit dem 40-Jährigen ein, wobei er die Szenen mittels Selbstauslöser fotografierte beziehungsweise filmte.

Sex-Betrüger: Nur zwei Opfer erstatteten Anzeige

Lediglich zwei Betroffene erstatteten Anzeige, als das versprochene Geld ausblieb. Beide wurden bei der Verhandlung als Zeuginnen vernommen und erklärten nun übereinstimmend, sie hätten aus finanziellen Motiven mitgemacht und kein “Abenteuer” gesucht. “Für mich war es eine Chance, Geld zu verdienen”, erzählte eine 24-jährige Waldviertlerin. Sie habe “draufgezahlt”, als ihre Beziehung zu Ende ging, daher habe sie den Angeklagten zu Hause empfangen und seine Anweisungen befolgt. “Er hat das ziemlich gut rübergebracht”, meinte die junge Frau. Der Mann sei “ganz nett, ganz normal aufgetreten”. Er habe Dutzende Fotos und zwei Filme produziert und ihr erklärt, sie werde das Geld erhalten, sobald das Material in die USA verkauft sei.

Obwohl er die vereinbarten 45.000 Euro schuldig blieb, meldete sich der 40-Jährige noch einmal und wollte ein weiteres Treffen, wobei er vorgab, er habe versehentlich die Aufnahmen gelöscht. Außerdem schlug der vermeintliche Fotograf vor, die 24-Jährige möge diesmal doch eine “gute Freundin” beiziehen. Als sie ablehnte, drohte ihr der Mann, er werde die Bilder im Internet veröffentlichen.

Wienerin fand wahre Identität des Mannes heraus

Mit einer 44-jährigen Wienerin traf sich der Mann in einem Stundenhotel im dritten Bezirk. Sie ließ sich deshalb darauf ein, um mit den ihr zugesicherten 30.000 Euro Urlaub mit ihren Kindern machen zu können. Im Hotelzimmer habe der Unbekannte, der sich “Alex” nannte und als Künstler präsentierte, der nebenberuflich für Magazine erotische Fotos anfertige, einen “Aufschlag” von 12.000 bis 15.000 Euro für “spezielle Stellungen” zugesagt, erfuhr Richterin Oliva-Nina Frigo von der Zeugin.

Auch bei ihr meldete sich der Schwindler ein weiteres Mal, obwohl keine Zahlung erfolgt war. “Er hat gesagt, ein Video ist nix geworden und er würde es gern noch einmal machen”, berichtete die 44-Jährige. Sie habe sich darauf für über zweieinhalb Stunden wieder in das Hotel begeben und die Sex-Szene “noch einmal gemacht, damit ich rausfinden kann, wie er wirklich heißt und ich Beweise habe”. Als der Mann nach dem Geschlechtsverkehr duschen ging, hätte sie seine Brieftasche durchsucht und einen Ausweis mit seinem richtigen Namen gefunden. Weil sie weiterhin kein Bargeld sah, erstattete die 44-Jährige ein paar Tage später Anzeige.

Lebensgefährtin des Angeklagten war im Saal

“Unglaublich, dass das funktioniert”, zeigte sich Verteidiger Bernhard Österreicher nach alldem verblüfft. Sein Mandant war umfassend geständig, konnte sich allerdings nicht mehr an die Namen aller Frauen erinnern, die sich ihm zwischen Dezember 2014 und Juli 2015 hingegeben hatten. Bei einer Hausdurchsuchung wurden bei ihm daheim jedenfalls Aufnahmen von 18 mehr oder weniger bekleideten Unbekannten sichergestellt. Das Foto, mit dem der Angeklagte sich selbst im Internet präsentiert hatte, war übrigens echt und zeigte keinen anderen Mann.

Er habe Probleme mit seiner Freundin gehabt und eines Tages im Fernsehen gesehen, “dass das funktioniert”. Er habe es daraufhin “selber ausprobiert” und “gesehen, dass es funktioniert”, machte der Angeklagte geltend. Seine Lebensgefährtin war bei der Verhandlung anwesend und saß mucksmäuschenstill bis zur Urteilsverkündung im Publikum. “Die beiden haben sich ausgesprochen, die Beziehung ist wieder intakt”, informierte der Verteidiger das Gericht.

Im Hinblick auf die geständige Verantwortung und die bisherige Unbescholtenheit des Mannes kam er mit einer Bewährungsstrafe davon. Zudem wurde er zu einer finanziellen Wiedergutmachung von jeweils 1.000 an die beiden zur Verhandlung erschienenen Frauen verurteilt. Der 40-Jährige und Staatsanwältin Valerie Walcher waren damit einverstanden, das Urteil ist somit rechtskräftig.

(APA, Red.)

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