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Fall Parmalat wird immer bizarrer

Der Telefonist Ugolotti sass - ohne es zu wissen - in den Verwaltungsräten von rund 30 ausländischen Tochtergesellschaften des insolventen Milchkonzerns.

„Man gab mir Dokumente zu unterzeichnen, und ich unterschrieb sie ohne viel herumzufragen”, erklärte der Telefonist am Freitag den verblüfften Ermittlern der Staatsanwaltschaft von Mailand. Der seit 20 Jahren bei Parmalat angestellte Ugolotti war offenbar einer der Strohmänner, denen sich Parmalats-Firmengründer Calisto Tanzi für seine fiktive Auslandgesellschaften bediente.

Im Verwaltungsrat von Luganeser Tochterfirma

Der Telefonist sass unter anderem im Verwaltungsrat der Tourismustochter Parmatour, deren enorme Verschuldung einer der Auslöser für den Zusammenbruch des italienischen Milchriesen ist. Im Verwaltungsrat der Parmalat-Tochterfirma Geslat mit Sitz in Lugano ist Ugolotti ebenfalls aufgeführt.

Die Behörden gehen davon aus, dass die illegalen Finanzströme über solche Firmen abgewickelt wurden. Er selbst habe nichts davon gewusst, zitierten italienische Zeitungen Ugolotti. Jetzt will er Parmalat auf Nachzahlungen verklagen: Wenn er so viele Ämter besetzt habe, dann hätte er dafür auch Geld bekommen müssen, erklärten seine Anwälte.

Die Tessiner Staatsanwaltschaft ist im Fall nach eigenen Angaben noch nicht aktiv geworden. Auch trafen bisher bei den Schweizer Justizbehören noch keine Rechtshilfegesuche aus Italien ein.

Bonici stellt sich

Unterdessen stellte sich der seit Silvester flüchtige Parmalat- Manager Giovanni Bonici der Polizei. Der 36-jährige Manager wird beschuldigt, im Dienste von Tanzi die Bilanzen der Gruppe gefälscht zu haben.

Wegen der Parmalat-Affäre befinden sich neben Tanzi und Bonici weitere sieben Manager in Haft. Insgesamt laufen Ermittlungen gegen 25 Personen. Am Donnerstag war in Mailand der Ex-Funktionär der Bank of America, Luca Sala, verhaftet worden. Seine Wohnung wurde durchsucht.

Bank of America in Mailand durchsucht

Die Mailänder Börsenaufsicht Consob ermittelt auch um einen angeblichen „Geheimschatz” von Tanzi, der sich auf Konten der Bank of America befindet könnte. Staatsanwaltschaft und Polizei durchsuchten am Freitag die Büros der Mailänder Filiale der US- Bank.

Die Bank of America hatte Mitte Dezember die Krise von Parmalat ins Rollen gebracht, als sie mitteilte, dass ein angebliches Vier- Milliarden-Euro-Konto der Parmalat-Tochter Bonlat nicht existiere.

Auch die Deutsche Bank bleibt im Fadenkreuz der Ermittler:

Pressemeldungen zufolge zitierten die Staatsanwälte in Parma Manager des Finanzinstitutes nach einem ersten Gespräch für die kommende Woche erneut nach Italien.

Die luxemburgische Justiz leitete wegen des Verdachts der Geldwäscherei Ermittlungen gegen Parmalat ein. Man sei auf verdächtige Informationen gestossen, erklärte die Behörde. Mehrere Banken hätten von ungewöhnlichen Transaktionen berichtet, die mit Parmalat in Zusammenhang stehen.

Brüssel überprüft

Die EU-Kommission untersucht inzwischen auch die Anordnung zum italienischen Insolvenzrecht, wonach Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten und mehr als einer Mrd. Euro Schulden vor Gläubigern geschützt werden. Die italienische Regierung hatte die Anordnung erlassen, kurz nachdem Parmalat zusammengebrochen war.

Notiz: Neu sind die Angaben zur Firma mit Sitz in Lugano im Lead sowie im zweiten Abschnitt nach dem Lead. Neu ist auch der Abschnitt vier zur Tessiner Staatsanwaltschaft und Rechtshilfegesuchen.

apa/afp/dpa) Der Fall Parmalat wird immer bizarrer:

Der Telefonist Angelo Ugolotti sass – ohne es zu wissen – in den Verwaltungsräten von rund 30 ausländischen Tochtergesellschaften des insolventen Milchkonzerns; auch in einer Firma mit Sitz in Lugano.

„Man gab mir Dokumente zu unterzeichnen, und ich unterschrieb sie ohne viel herumzufragen”, erklärte der Telefonist am Freitag den verblüfften Ermittlern der Staatsanwaltschaft von Mailand. Der seit 20 Jahren bei Parmalat angestellte Ugolotti war offenbar einer der Strohmänner, denen sich Parmalats-Firmengründer Calisto Tanzi für seine fiktive Auslandgesellschaften bediente.

Im Verwaltungsrat von Luganeser Tochterfirma

Der Telefonist sass unter anderem im Verwaltungsrat der Tourismustochter Parmatour, deren enorme Verschuldung einer der Auslöser für den Zusammenbruch des italienischen Milchriesen ist. Im Verwaltungsrat der Parmalat-Tochterfirma Geslat mit Sitz in Lugano ist Ugolotti ebenfalls aufgeführt.

Die Behörden gehen davon aus, dass die illegalen Finanzströme über solche Firmen abgewickelt wurden. Er selbst habe nichts davon gewusst, zitierten italienische Zeitungen Ugolotti. Jetzt will er Parmalat auf Nachzahlungen verklagen: Wenn er so viele Ämter besetzt habe, dann hätte er dafür auch Geld bekommen müssen, erklärten seine Anwälte.

Die Tessiner Staatsanwaltschaft ist im Fall nach eigenen Angaben noch nicht aktiv geworden. Auch trafen bisher bei den Schweizer Justizbehören noch keine Rechtshilfegesuche aus Italien ein.

Bonici stellt sich

Unterdessen stellte sich der seit Silvester flüchtige Parmalat- Manager Giovanni Bonici der Polizei. Der 36-jährige Manager wird beschuldigt, im Dienste von Tanzi die Bilanzen der Gruppe gefälscht zu haben.

Wegen der Parmalat-Affäre befinden sich neben Tanzi und Bonici weitere sieben Manager in Haft. Insgesamt laufen Ermittlungen gegen 25 Personen. Am Donnerstag war in Mailand der Ex-Funktionär der Bank of America, Luca Sala, verhaftet worden. Seine Wohnung wurde durchsucht.

Bank of America in Mailand durchsucht

Die Mailänder Börsenaufsicht Consob ermittelt auch um einen angeblichen „Geheimschatz” von Tanzi, der sich auf Konten der Bank of America befindet könnte. Staatsanwaltschaft und Polizei durchsuchten am Freitag die Büros der Mailänder Filiale der US- Bank.

Die Bank of America hatte Mitte Dezember die Krise von Parmalat ins Rollen gebracht, als sie mitteilte, dass ein angebliches Vier- Milliarden-Euro-Konto der Parmalat-Tochter Bonlat nicht existiere.

Auch die Deutsche Bank bleibt im Fadenkreuz der Ermittler:

Pressemeldungen zufolge zitierten die Staatsanwälte in Parma Manager des Finanzinstitutes nach einem ersten Gespräch für die kommende Woche erneut nach Italien.

Die luxemburgische Justiz leitete wegen des Verdachts der Geldwäscherei Ermittlungen gegen Parmalat ein. Man sei auf verdächtige Informationen gestossen, erklärte die Behörde. Mehrere Banken hätten von ungewöhnlichen Transaktionen berichtet, die mit Parmalat in Zusammenhang stehen.

Brüssel überprüft

Die EU-Kommission untersucht inzwischen auch die Anordnung zum italienischen Insolvenzrecht, wonach Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten und mehr als einer Mrd. Euro Schulden vor Gläubigern geschützt werden. Die italienische Regierung hatte die Anordnung erlassen, kurz nachdem Parmalat zusammengebrochen war.

Notiz: Neu sind die Angaben zur Firma mit Sitz in Lugano im Lead sowie im zweiten Abschnitt nach dem Lead. Neu ist auch der Abschnitt vier zur Tessiner Staatsanwaltschaft und Rechtshilfegesuchen.


 

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