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Fall Madeleine bleibt weiter mysteriös

©AP
Fast sechs Monate ist es her, dass die kleine Britin Madeleine McCann im portugiesischen Urlaubsort ihrer Eltern verschwunden ist. Bis heute fehlt von der Vierjährigen jede Spur. Und das, obwohl die Eltern, ein britisches Arztehepaar, alle Hebel in Bewegung setzten, um Madeleine wiederzufinden.

Ob Plakate oder Zeitungsbilder: In halb Europa kennt man das Mädchen mit den besonderen Augen. Sogar beim Papst sprachen Kate und Gerry McCann vor.

Umso mehr Aufsehen erregten Meldungen, die Eltern könnten selbst etwas mit dem Verschwinden Madeleines zu tun haben. Nun soll alles neu aufgerollt werden. Trotz erheblicher Schlampereien zu Beginn der Ermittlungen ist sich die portugiesische Polizei sicher: „Wir werden den Fall lösen.“ Allerdings: „In jeder Untersuchung gibt es einen Schlüsselmoment, es macht Klick und alles wird klar. Diesen Schlüsselmoment haben wir noch nicht erreicht“, räumt der portugiesische Polizeichef Alipio Ribeiro ein. Der neue Chefermittler Paulo Rebelo spricht von einem Chaos, das ihm von den früheren Fahndern hinterlassen worden sei.

Die britische „Times“ berichtete am Montag, in den wichtigen ersten Minuten und Stunden nach dem Verschwinden des Mädchens hätten portugiesische Polizisten in der Ferienwohnung der McCanns Zigarettenasche achtlos auf Beweismittel fallen lassen. Portugiesische Gerichtsmediziner entdeckten die Asche unter den Proben, die unmittelbar nach Madeleines Verschwinden im Appartement sichergestellt wurden, wie es heißt. „Tests ergaben, dass die Asche von Zigaretten der Beamten stammte, die in der Ferienwohnung waren.“

In dieser Woche wollen Angehörige des neuen portugiesischen Ermittlerteams unter Führung von Rebelo nach England kommen, um noch einmal Zeugen zu befragen. Insgesamt sieben Freunde waren mit den McCanns nach Praia da Luz gereist, einige waren am 3. Mai, als Madeleine abends aus dem Appartement verschwand, mit den McCanns im Ocean Club essen. Etwa alle 30 Minuten sollen sich die Eltern vergewissert haben, dass die Kinder in der Ferienwohnung schlafen. Bis zuletzt schien alles in Ordnung.

Nach britischen Medienberichten hätte ein Entführer nicht einmal zehn Minuten Zeit gehabt, um Madeleine zu verschleppen. Doch wenn es so war, warum wurden ihre Geschwister, die zweijährigen Zwillinge Sean und Amelie, nicht wach? Ein Schlafmittel, wie in der portugiesischen Presse geargwöhnt, war ihnen nicht verabreicht worden, wie Labortests ergaben.

Leichenspürhunde sollen sowohl im Mietwagen der McCanns als auch im Appartement Witterung aufgenommen haben. Seither sind Madeleines Eltern als Verdächtige eingestuft. Der ehemalige britische Polizeichef Lord Stevens kritisiert, die McCanns seien Opfer einer „Hexenjagd“ geworden.

Die Eltern vermuten, dass Madeleine entführt wurde, während sie nicht einmal 40 Meter entfernt Tapas aßen. Und sie hoffen nach wie vor, sie lebend wiederzubekommen. Einer der Freunde soll sich etwa zur Zeit des Verschwindens Madeleines 30 Minuten vom Tisch entfernt haben. Dessen Partnerin wiederum will einen Mann gesehen haben, der ein Kind aus der Ferienwohnung trug.

Beide sollen noch einmal als Schlüsselzeugen gehört werden. Alle Freunde der McCanns waren bereits ausführlich vernommen worden. Alle haben eine Verwicklung in den Fall von sich gewiesen. Der frühere Chefermittler Goncalo Amaral erklärte, Madeleine sei noch in der Nacht ihres Verschwindens getötet worden.

„Wir haben eine neue Phase der Ermittlungen eingeleitet“, sagt Polizeichef Ribeiro. „Wir werden alles noch einmal überprüfen, nicht um die bisherige Arbeit zu kritisieren oder zu beurteilen, sondern um zu versuchen, Zeichen und Ereignisse zu entschlüsseln, die zum Tatzeitpunkt nicht dechiffriert wurden.“ Es werde in alle Richtungen ermittelt, nichts werde ausgeschlossen.

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