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Fall Kührer - Zweiter Prozesstag beleuchtete Umfeld von Julia

Der Prozess um den Tod von Julia Kührer geht am Mittwoch in die nächste Runde.
Der Prozess um den Tod von Julia Kührer geht am Mittwoch in die nächste Runde. ©AP
Der zweite Tag im Korneuburger Prozess um den Fall Kührer ist im Zeichen von Zeugenbefragungen gestanden.

Zu Wort kamen u.a. Schulfreundinnen und die Familie der 16-jährigen Julia, deren Schicksal nach ihrem Verschwinden aus ihrem Heimatort Pulkau (Bezirk Hollabrunn) im Juni 2006 fünf Jahre lang ungeklärt war, bis ihre sterblichen Überreste 2011 in einem Erdkeller auf dem Grundstück des Angeklagten entdeckt wurden. Der 51-Jährige wies am Dienstag den Mordvorwurf von sich.

Ex-Freund ließ sich entschuldigen

Der Ex-Freund der Schülerin – die Beziehung endete ganz kurz vor der Abgängigkeit – ließ sich krankheitshalber entschuldigen. Er wurde im Krankenhaus stationär aufgenommen und sei nicht vernehmungsfähig, teilte Richter Helmut Neumar mit.

“Ungut” zu Frauen

Er habe Julia schlecht behandelt und ständig betrogen, gab dessen damaliger “bester” Freund an. Der Hilfsarbeiter, Jahrgang 1985, soll anderen Aussagen zufolge selbst in das Mädchen verliebt gewesen sein. Die Clique traf sich oft, auch in der Videothek des Angeklagten. Er habe von Redereien gehört, dass Michael K. “ungut” zu Frauen sei, aber selbst nie beobachtet, dass er ein Mädchen “betatscht” hätte, sagte der Zeuge. Zu Julia sei K. “nett” gewesen. Der Darstellung des Angeklagten, Julia sei lediglich zwei oder drei Mal in der Videothek gewesen, widersprach der junge Mann: Das sei viel öfter gewesen.

“Fast ganz Pulkau hat gekifft”

Von Konsum oder Handel mit “Crystal Meth” habe er nichts mitbekommen. Verteidiger Farid Rifaat beleuchtete in der Folge unter Vorhalt seiner früheren Aussagen – “fast ganz Pulkau hat gekifft” – den Marihuana-Konsum der Clique: Demnach sei das Suchtgift von einer jungen Frau bezogen worden, Julias Ex-Freund habe Sammelbestellungen aus der Region aufgenommen.

Ruf war dubios

Schulfreundinnen gaben an, über sexistisches Verhalten des Beschuldigten vom Hörensagen Bescheid zu wissen. Sein Ruf sei dubios gewesen: “Mir war der Michi immer suspekt”, sagte eine junge Frau. Unisono hieß es, ein Suchtgiftverkauf in der Videothek sei nicht bekannt. Marihuana soll in der Clique soll u.a. Julias Ex-Freund besorgt haben.

Julia war ruhig und introvertiert

Die Eltern berichteten von “normalen” Problemen in der Pubertät und beschrieben ihre Tochter als ruhig und introvertiert. Dass ihre Stimmungsschwankungen auf Drogenkonsum zurückzuführen sein könnten, hat die Mutter damals nicht in Erwägung gezogen, und auch mit ihrer Tochter nicht darüber gesprochen, nachdem ihr Sohn den Verdacht geäußert hatte, seine Schwester könnte durch ihren Freund mit Suchtgiftkreisen in Kontakt kommen.

Trennung am Vorabend

Als Julia am Abend des 27. Juni 2006 nicht heimkam, rief die Mutter ihren Freund an, der sie über die tags zuvor erfolgte Trennung informierte – Julia hatte an jenem Abend zwar geweint, aber nichts erzählt. Am 28. Juni erstatteten die besorgten Eltern – Julia war nicht erlaubt, über Nacht wegzubleiben – Vermisstenanzeige.
Während die älteren, nicht mehr daheim lebenden Brüder 2006 wenig Kontakt zu Julia hatten, sprach ihre Cousine von einem engen freundschaftlichen Verhältnis. Über die Videothek wusste sie allerdings wenig zu sagen.

Michael K. war “Frauenheld”2

Der einstige Videothek-Mitarbeiter (27) sagte aus, dass Michael K. 2006 sogar sein Trauzeuge war. Die meiste Zeit sei er in der Videothek gewesen, während sein “Chef” viel unterwegs war. Julia sei öfters da gewesen, nicht nur zusammen mit ihrem Freund. Er bestätigte, dass K. sich als “Frauenheld” gegeben habe, dem jüngere Frauen gefielen. Eine Freundin habe er nicht gut behandelt: “Einmal hat sie ein blaues Aug’ gehabt.” Eines Tages sei die Tschechin einfach weg gewesen. Einmal habe sich K. quasi prahlerisch vor ihm entblößt. Dessen abgeriegeltes Grundstück in Dietmannsdorf hätte er wegen der Hunde nicht zu betreten gewagt, meinte der Zeuge. (APA)

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