Acht DIN-A4-Seiten umfasst eine brisante Berufung, die – wie News in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet – vor wenigen Tagen von der Staatsanwaltschaft Korneuburg beim Oberlandesgericht Wien eingebracht wurde. Der Inhalt des bis dato unter Verschluss gehaltenen Dokuments: Eine penible Auflistung zahlreicher Gründe, warum Michael K. dringendst abermals inhaftiert werden müsse. Michael K., jener Mann, auf dessen Grundstück in Dietmannsdorf am 30. Juni 2011 die sterblichen Überreste von Julia Kührer gefunden wurden.
Haben Nachbarn Julia Kührer gesehen?
Fest steht: Echte Beweise gibt es keine gegen den Mann. Jedoch eine Unzahl an Indizien, die nun in dem Schreiben an die “Höchstinstanz der Justiz” angeführt sind. Hauptargument für die angebliche Schuld Michael K.s am Sterben von Julia Kührer: Ihre Leiche hatte sich auf seinem Anwesen befunden, zu welchem er allein – laut “Ankläger” – zum Zeitpunkt ihres Todes Zutritt gehabt hätte. Belastend für den 50-Jährigen, zudem: Einige seiner Nachbarn gaben mittlerweile bei der Polizei zu Protokoll, ihn am 27. Juni 2006 (am Tag des Verschwindens der 16-Jährigen) in seinem Garten mit einer jungen Frau, “die Julia sehr ähnlich sah”, beobachtet zu haben. Hinzu käme, so ist in dem Gerichtsbrief weiters vermerkt, dass sich Michael K. in zahlreiche Widersprüche verwickelt hätte; betreffend seiner Fahrzeuge; betreffend seiner Biographie; betreffend seines Alibis. Innerhalb der kommenden zwei Monate soll über eine mögliche neuerliche Festnahme des 50-Jährigen entschieden werden.
Neue Ergebnisse im Fall Kührer
Und es gibt neue Ermittlungsergebnisse zum “Fall Kührer“: Seit Wochen sind mehrere Teams der gerichtsmedizinischen Institute in Wien und Innsbruck dabei, die sterblichen Überreste des Mädchens zu untersuchen. Ersten Analyseergebnissen zufolge steht jetzt fest: Julia Kührer ist, wie Befunde ihres Kiefers belegen, “in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu ihrem Verschwinden verstorben.” Danach (das zeigen Labortests an Ziegeln aus dem Erdkeller) dürfte das in eine Decke eingewickelte tote Mädchen unter Steinen begraben und erst Monate später, frühestens Ende 2006, mit Benzin überschüttet und angezündet worden sein.
Der Mord an Julia Kührer
Die damals 16-jährige Julia Kührer aus Pulkau im Bezirk Hollabrunn verschwand am 27. Juni 2006. Am Abend des 30. Juni 2011 entdeckten Nachbarn – durch Zufall, wie es hieß – das Skelett des Mädchens in einem Erdkeller auf dem Grundstück Dietmannsdorf 3. Auch Überreste von Schulbüchern und einer blauen Decke wurden gefunden.
Für Michael K. gilt die Unschuldsvermutung.