Fall Kampusch: Der mysteriöse Tod des Oberst Kröll

Ex-Verfassungsgerichtspräsident Ludwig Adamovich, Ex-OGH-Präsident Johann Rzeszut und eben auch Franz Kröll: Sie alle orteten in Fall Kampusch Ungereimtheiten. Ein neuer Bericht des deutschen Nachrichtenmagazins “Spiegel” sorgt nun aber für Sprengstoff.
Uni-Professor widerspricht Suizid-These
Franz Kröll starb am 25. Juni 2010 auf der Terrasse vor seiner Wohnung in Graz durch einen Kopfschuss. Laut der offiziellen Version beging er Selbstmord. Er wäre depressiv und frustriert gewesen. Karl Kröll, Bruder des Ermittlers, glaubt nicht daran, dass sich sein Bruder das Leben nahm. Schon früher äußerte er den Verdacht, dass sein Bruder schlicht “zu viel gewusst” habe. Penibel habe Franz recherchiert. Unter anderem hielt er auch die Einzeltäter-These für nicht haltbar. Dazu habe der Chefermittler auch einen Bericht verfasst – welcher laut Berichten vom Innenministerium unter Verschluss gehalten worden war.
Karl Kröll beauftragte nun den Institutsleiter der Gerichtsmedizin Graz, Peter Leinzinger, mit einem neuen Gutachten zum Tod Franz Krölls. Und dieses hat es in sich: Der Uni-Professor widerspricht der Suizid-These. Er listet eine ganze Reihe an Unstimmigkeiten der bisherigen Version auf.
Staatsanwaltschaft, Kriminalpolizei untätig
Doch damit nicht genug: Wie “spiegel.de” berichtet, hat Karl Kröll gemeinsam mit Johann Rzeszut nach Auswertung aller Akten zum Vermisstenfall Kampusch 27 Indizien zusammengetragen, die fachlich nicht plausibel zu erklären sind oder sich teilweise widersprechen. Zudem brisant: Franz Krölls Notizheft, in dem er vermutlich auch Notizen zur Causa Kampusch anfertigte, ist spurlos verschwunden.
Mordermittlungen wurden allerdings nun auch fünf Wochen nach Vorliegen des Gutachtens weder von Kriminalpolizei noch Staatsanwaltschaft eingeleitet.