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Fall Fourniret mit Wien-Bezug?

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Routineanfrage wegen verschwundener Natascha Kampusch - Seit mehr als sechs Jahren kein Lebenszeichen von Wiener Mädchen - Bundeskriminalamt: Kein Hinweis, kein Indiz für Zusammenhang.

Die Polizei will nichts unversucht lassen, um das Schicksal von Natascha Kampusch aus Wien zu klären. Das damals zehn Jahre alte Mädchen ist seit März 1998 verschwunden. Darum lässt das Bundeskriminalamt (BK) jetzt sogar überprüfen, ob es einen Zusammenhang mit den Bluttaten des mutmaßlichen Serienmörders Michel Fourniret gibt, der gestanden hat, in Belgien und Frankreich neun Frauen- bzw. Mädchenmorde begangen zu haben. Kripo-Chef Erich Zwettler bestätigte am Freitag Medienberichte, wonach ein entsprechendes Ersuchen an die ermittelnden Behörden gerichtet worden ist.

Bei der Anfrage, die am Montag über Interpol an die belgische Kriminalpolizei herangetragen worden ist, handle sich um „reine Routine“, betonte Zwettler gegenüber der APA: „Es gibt keinen Hinweis und kein Indiz, dass tatsächlich ein Zusammenhang besteht.“ Es gehe vor allem um die Frage, ob Fourniret zum Zeitpunkt von Nataschas Verschwinden in Österreich gewesen ist.

Fourniret war öfters im Ausland

Michel Fourniret hatte nach seiner Verhaftung angegeben, öfters im europäischen Ausland unterwegs gewesen zu sein. Dabei fuhr er mitunter einen weißen Kastenwagen. Auch im Fall Kampusch taucht ein solches Fahrzeug auf: Eine Zwölfjährige wollte beobachtet haben, dass Natascha auf dem Weg zur Schule in einen weißen Kleinbus gezerrt wurde. „Es gibt in Europa zigtausende weiße Kastenwagen, das kann man nicht als starkes Indiz bezeichnen“, so Zwettler.

„Fourniret hat mehrere Morde gestanden. Der Fall Kampusch ist seit 1998 ungeklärt, und es ist ziemlich einmalig in der österreichischen Kriminalgeschichte, dass jemand so spurlos verschwindet“, so erklärt der Kripo-Chef die Gründe für die „standardmäßige Anfrage“ an die Fourniret-Ermittler. Ob bald eine Antwort kommt, sei nicht abzuschätzen, da auch viele andere Länder mit ähnlichen Anfragen an die belgische Polizeibehörde herantreten.

Von Mädchen keine Spur

Natascha Kampusch hatte sich am 2. März 1998 auf den Weg zur Volksschule gemacht und ist dort nicht angekommen. Trotz intensiver Suche in ganz Österreich und sogar in Ungarn fand sich von der pummeligen kleinen Brillenträgerin keine Spur. Öffentlichkeit und Exekutive standen damals unter dem Eindruck des knapp zwei Jahre zuvor aufgeflogenen Dutroux-Skandals in Belgien. Befürchtet wurde, dass die Zehnjährige von einem Kinderschänder entführt worden sein könnte. Zahllose Überprüfungen, die Suche mit Hubschraubern und Grabungen haben bisher keine Spur gebracht.

Der spektakuläre Fall um den mutmaßlichen Serienmörder Fourniret erregt die Gemüter in Frankreich und Belgien seit eineinhalb Wochen. Das Ausmaß der Affäre liegt noch im Dunkeln. Die bisher gestandenen Taten konzentrieren sich auf die Zeiträume 1987 bis 1990 und 2000 bis 2002. Die Polizei prüft aber vor allem in Frankreich auch ungeklärte Fälle verschwundener und getöteter Kinder in den neunziger Jahren. Auch aus Dänemark und den Niederlanden gibt es Anfragen.

Redaktion: Christian Wata

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