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Falco-Geburtstagskonzert im U4

©© APA
„Er war in seiner Branche der Beste und Höchste, den es in diesem Land je gegeben hat.“ Das sagte Theatermacher Paulus Manker in der Nacht auf Donnerstag über Falco, dessen im Wiener Szene Lokal U4 im Rahmen eines Tribut-Konzertes seiner Live-Band mit zahlreichen Gastsängern gedacht wurde.

Im VIP-Bereich drängten sich Vertreter aus Politik, Kultur, Sport und Musik. „Er war ein Original und ein seltenschöner, männlicher Mann“, meinte Altbürgermeister Helmut Zilk.

Um den Geburtstag und vor allem das Leben des 1998 verstorbenen Sängers zu feiern, holte Keyboarder und Falcos langjähriger musikalischer Wegbegleiter Thomas Rabitsch die alte Gruppe auf die Bühne. Rabitsch, sein Bruder Bernhard an der Trompete, Gitarrist Peter-Paul Skrepek, Bassist Bertl Pistracher und der extra aus Los Angeles eingeflogene Schlagzeuger Thomas Lang spielten 1993 bei Falcos großem Konzert auf der Wiener Donauinsel vor 100.000 Zusehern. Im deutlich intimeren U4 baten sie Sänger aus drei Generationen österreichischen Musikschaffens ans Mikrofon.

Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) stand am Rande des Gewühls. „Hier habe ich meine wilde Jugend erlebt. Heute ist es wie ein Nach-Hause-Kommen“, sagte er im Gespräch mit der APA. Falco war einst Stammgast in den Räumlichkeiten. Dass der Sänger fast ein Jahrzehnt nach seinem Tod noch verehrt wird, führte Manker auch auf die Form seines Todes zurück – Falco stieß 1998 in Puerto Plata in der Domenikanische Republik mit einem Bus zusammen: „Er ist ja nicht einfach im Schwimmbad ertrunken, sondern ist einen James-Dean-artigen Heldentod gestorben.“

ORF-Generalsekretär Alexander Wrabetz gab zu „zwar kein übertriebener Falco-Fan gewesen“ zu sein. „Aber ich kann mich erinnern, dass auch ich damals von Stolz erfüllt war, dass Österreich einen Weltstar hatte.“ Einer, der Falco gut kannte, ist dagegen Zilk. Begleitet von seiner Frau Dagmar Koller saß der 79-Jährige beinahe bis Mitternacht auf der einzigen gemütlichen U4-Couch und erinnerte sich an einen „köstlichen Menschen“: „Ich habe ihn von Anfang an lieb gewonnen. Er hatte eine unglaubliche Sprache und einen einmaligen Stil für Eleganz. Falco war der einzige internationale Sänger, den diese Stadt je hatte. Der einzige!“

Fußball-Legende Toni Polster sprach voll Anerkennung von den musikalischen Visionen des Mannes, der als erster gewagt hat, die amerikanische Rap-Kultur in die deutschsprachigen Musikszene einzubinden: „Falco war, wie wir aus heutiger Sicht wissen, seiner Zeit immer weit voraus. Er hat unglaublich viel für die österreichische Musikszene getan.“

Regisseur Thomas Roth mischte sich in die Menge und sog Stimmungen für seinen geplanten Falco-Film „Verdammt, wir leben noch“ in sich auf. „Ich habe in meiner Jugend sehr viel amerikanische Rockmusik gehört. Aber auch Falco. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Mann etwas ganz besonderes ist.“ Nach dem Absprung des vorgesehenen Hauptdarstellers Robert Stadlbauer ist Roth mittlerweile wieder guten Mutes, mit den Dreharbeiten noch „im Juli oder August beginnen zu können. Und im Februar 2008 sollte der Film in die Kinos kommen.“ Wer der neue „Falco“ auf der Leinwand sein wird, konnte Roth noch nicht verraten: „Wir haben eine engere Auswahl an Anwärtern und werden in den kommenden 14 Tagen eine Entscheidung finden.“

Elektronik-Musiker Wolfgang Schlögl war der einzige, der kritische Worte zum Falco-Hype fand: „Seine Lyrics waren eigenständig und tiefgründig. Aber für mich ist seine Musik nicht mehr zeitgemäß. Sie fällt in die Kategorie ’Nostalgie’.“ Die allerdings ihre Anhänger hat: Die neue Falco-Best-Of-CD „Hoch wie nie“ (Sony BMG) landete auf Anhieb – wie die gleichnamige DVD – auf Rang eins der österreichischen Charts.

Birgit Denk, Sängerin der Dialektrock-Band Denk, sang „Amerika“. „Mir hat speziell dieses Lied in meiner Jugend sehr gut gefallen, weil ich schon damals eine Affinität für Dialekt hatte. Falco war aber überhaupt sehr wichtig. Als ich neun war, haben mir meine Eltern seine erste Platte ,Einzelhaft’ zu Weihnachten geschenkt. Auf Kassette. Ich habe sie geliebt!“

Auch die beiden Starmania-Finalisten Eric Papilaya und Gernot Pachernigg sind mit Falcos Musik groß geworden. Gernot zollt ihm mit seiner in Kürze erscheinenden Debüt-Single „Neue Helden“ Tribut: „Ich würde gerne die Zeit zurück holen, in der es noch richtig erfolgreiche österreichisches Musik gab.“ Songcontest-Teilnehmer Papilaya schloss den Falco-Gedenkabend mit „It’s all over now, Baby Blue“ ab. „Ich habe erst kurz vor dem Auftritt erfahren, dass diese Nummer auch an Falcos Grab gespielt wurde – und bin kurzzeitig in Ehrfurcht erstarrt.“

Was würde Falco heute tun, wäre er noch am Leben? Roman Gregory, der unter Mankers Regie in der „Cyber Show“ Falco-Lieder interpretiert hatte, analysiert mit dem ihm eigenen trockenen Humor:
„Der Mann war immer für Überraschungen gut. Entweder wäre er heute ein Weltstar. Oder Regalbetreuer in der Whiskey-Abteilung der Excalibur-City.

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