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Fahds Öl-Dollar fließen nicht wie früher

1999 gab der Monarch umgerechnet noch eine Million Euro täglich aus. Und dennoch geht in Marbella die bange Frage um: Sind die Saudis nicht mehr so spendabel wie früher?

Als König Fahd von Saudi Arabien und seine 3.000-köpfige Gefolgschaft Mitte August an Bord von zwölf Jumbo Jets zum Urlaub in Marbella eintrafen, hörten die Geschäftsleute in dem südspanischen Badeort bereits kräftig die Kassen klingeln. Immerhin hatte der heute 79-jährige Monarch bei seinem letzten Besuch 1999 fast eine Million Euro ausgegeben – täglich, versteht sich. Auch diesmal können die Geschäftsinhaber ob der Luxus verwöhnten Gäste aus dem Erdölland eigentlich nicht klagen. Und dennoch geht in Marbella die bange Frage um: Sind die Saudis nicht mehr so spendabel wie früher?

Fast enttäuschend klingt die vorläufige Bilanz eines örtlichen Juweliers: „Bisher habe ich nur 25 Armbanduhren verkauft, für 900 Euro das Stück. Teuer ist das nicht.“ Gewiss, auch ein Kinderarmband für 3.600 Euro sei darunter gewesen. „Aber das vor 30 Jahren geltende Stereotyp des verschwenderischen Arabers trifft heute nicht mehr zu.“ Auch das Kaufhaus in der Innenstadt wiegelt ob der Legenden aus “1001 Nacht“ ab. Dass nachts eigens für die saudische Kundschaft geöffnet werde, sei bloß ein Gerücht, heißt es. Zwar seien neulich auf einen Schlag 200 Paar Schuhe und 17 Handtuchgarnituren verkauft worden. „Man sollte aber nicht übertreiben“, meint ein Sprecher.

Auch die Trinkgelder scheinen nicht mehr so locker zu sitzen. „Letztens kam ein saudischer Prinz mit neun weiteren Gästen, für die Kellner gab es 600 Euro“, erzählt der Besitzer einer Pizzeria. Das ist zwar viel Geld. Doch 1999 habe es noch das Dreifache gegeben, weiß die Zeitung „El Pais“ zu berichten. Andere warnen angesichts dutzender nobler Autos in den Straßen vor einem falschen Eindruck: „Die Wagen sind alle nur gemietet, in Deutschland.“

So tut Marbella alles, um den saudischen Monarchen und seine Familie (drei Frauen, 13 Kinder, 43 Geschwister) glücklich zu machen. Kritiker, die den absolutistischen Herrschaftsstil des 79-Jährigen ankreiden, haben keine Chance. Eine ganze Promenade wurde nach Fahd benannt – selbst Schlageridol Julio Iglesias kann nur eine Straße mit seinem Namen vorweisen – und am Himmel kreuzte zur Begrüßung ein Flugzeug, das ein Transparent mit der Aufschrift „Welcome His Majesty King Fahd“ hinter sich her zog. Jeder in Marbella weiß schließlich, dass der gesundheitlich angeschlagene Monarch zu den reichsten Männern der Welt gehört. Das Magazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf rund 30 Milliarden Euro. Und 72 Millionen davon ließ er vor drei Jahren in der Stadt.

Der Jet-Set blickt unterdessen neidisch auf die Hügel des Nobel-Badeortes, wo der derzeit wohlhabendste Tourist der Costa del Sol residiert. Mit dem Wort „Luxus“ lässt sich kaum beschreiben, was sich hinter den Mauern seines 250.000 Quadratmeter großen Anwesens auf der so genannten Goldenen Meile der Stadt verbirgt. Der Mar-Mar-Palast, „ein Traum in Marmor und Gold“, ist dem Weißen Haus in Washington nachempfunden. Zwei weitere Paläste gibt es auf dem streng abgeschirmten Areal, dazu eine Moschee, eine Krankenstation, Villen für die Gefolgschaft, Schwimmbäder und einen Hubschrauber-Landeplatz.

Jeden Tag stehen Dutzende Menschen vor dem Anwesen Schlange:
Fahrer, Gärtner, Reinigungsfrauen – alle hoffen auf einen gut bezahlten Job. Für einen Monat putzen winken 3.000 Euro. „Die da drin sind aber sehr hartherzig. Sie wollen nur junge Frauen“, beklagt Fatima, eine 50-jährige Marokkanerin, die seit drei Wochen auf der Straße vor dem Palast schläft und bisher vergeblich auf eine Anstellung wartet. Dagegen sollen die Saudis Presseberichten zufolge rund 50 spanische Polizisten illegal als Leibwächter angeheuert haben, zu einem monatlichen Salär von 4.800 Euro. Die schlecht bezahlten Beamten freut es. Und auch die Freudenhäuser sind zufrieden: Die Luxus-„Hostessen“ seien ständig ausgebucht, heißt es. Bis zu 3.000 Euro kostet die Nacht.

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