Fachkräftebedarf als Wandel nutzen

Aber jetzt müssen sie handeln, und da ist noch gewaltig Luft nach oben. Die Arbeitsmarkt-Expertin Gabriele Schmid hat all das erhoben. Ihr White-Paper bietet die AK kostenlos zum Download.
Warum ist der Fachkräftebedarf so hoch? Schmid führt vor allem drei Gründe ins Treffen:
- Die Betriebe bilden immer weniger Lehrlinge aus – seit 2015 nahm der Anteil der weiterbildungsaktiven Unternehmen von 88 Prozent auf 79 Prozent ab.
- Viele ältere Fachkräfte gehen in Pension. Die Erwerbsbevölkerung wird zwischen 2018 und 2040 um in etwa 245.000 Personen schrumpfen. Die gute Nachricht: 450.000 Personen könnten für den Arbeitsmarkt gewonnen werden, wenn Kinderbetreuung, Mobilität und andere Rahmenbedingungen verbessert werden.
- Digitalisierung und sozial-ökologischer Umbau krempeln die Arbeitswelt um. Das erfordert aber ein Umdenken hin zu erneuerbaren Energiesystemen, zu veränderter Mobilität, zu Sanierung und Wiederverwendung. Nur so kann der sozial-ökologische Umbau gelingen. Dafür brauchen Arbeitnehmer:innen angepasste veränderte Qualifikationen, genauso wie für die Digitalisierung.
„Wir als Arbeiterkammer setzen uns seit jeher für gute Arbeits- und Lebensbedingungen in Vorarlberg ein – gerade auch als Antwort auf den Fachkräftebedarf“, stellt AK Präsident Bernhard Heinzle klar. „Mit unseren Angeboten wie der Wiedereinstiegshilfe Family!Works!, Qualifizierungsmaßnahmen und Förderungen wie dem Bildungszuschuss, dem AK Bildungsgutschein, der Bildungs- und Lehrlingsberatung und der FastLane-Plattform tun wir, was in unserer Macht steht, um den Fachkräftebedarf im Sinne unserer Mitglieder zu gestalten. Darüber hinaus analysieren wir mit unserem Standort-Rating regelmäßig die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt und zeigen Herausforderungen, aber auch Lösungen dafür auf.“
Die Expert:innen der AK Vorarlberg sehen verschiedene Ansatzpunkte, um den Fachkräftebedarf künftig zu decken. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frauenerwerbsquote als größtes Potential und auf einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Ausweitung der Kinderbetreuung und Bildung ab dem ersten Lebensjahr. Ein weiterer Ansatz ist die niedrige Qualifikation als langfristiges Problem und als Chance: Mit einer Qualifizierungsoffensive mit Fokus auf niedrigqualifizierte Personen und deren Bedarfe (Existenzsicherung) kann ein großes Potential für den Fachkräftebedarf mobilisiert werden. Zuletzt muss auch die enorme Wohnkostenbelastung miteingerechnet werden, wenn es um den Wettbewerb um internationale Fachkräfte geht. Eine intensive Ausweitung der gemeinnützigen Miet- und Mietkauf Wohnungen in Vorarlberg ist alternativlos, um den enormen Preisdruck vom privaten Mietwohnungsmarkt zu nehmen.
Das AK Whitepaper zum Fachkräftebedarf zum Download.