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F: Guantanamo-Gefangene kehren zurück

Nach mehr als zweieinhalb Jahren sind vier französische Insassen des US-Gefangenenlagers Guantanamo nach Frankreich zurück-gekehrt, wo sie umgehend in Gewahrsam genommen wurden.

Noch am Dienstag sollten sie nach Angaben aus Justizkreisen einem Anti-Terror-Richter vorgeführt werden. Paris wolle nun „so schnell wie möglich“ auch die Überstellung der drei verbleibenden französischen Guantanamo-Gefangenen erreichen, teilten die französischen Behörden mit. Anwälte zeigten sich zufrieden mit der Auslieferung ihrer Mandanten, äußerten aber Sorge über deren Zustand.

Die französischen Staatsangehörigen Mourad Benchellali, Imad Kanouni, Nizar Sassi und Brahim Yadel wurden von Guantanamo aus über eine US-Basis auf den Azoren ins nordwestfranzösische Evreux geflogen. Dort nahmen sie nach ihrem Eintreffen am Nachmittag sofort Beamte des Inlands-Geheimdienstes DST in Gewahrsam und brachten sie nach Paris.

Um die französischen Guantanamo-Insassen schwelt seit Monaten ein Streit zwischen Paris und Washington. Der französische Justizminister Dominique Perben hatte den USA im Vorfeld zugesagt, Richter würden „von Fall zu Fall“ entscheiden, wie mit den von den USA als terrorverdächtig eingestuften Franzosen verfahren wird. Der Pariser Anti-Terror-Richter Jean-Louis Bruguiere hatte im November 2002 Ermittlungen eingeleitet. Ermittler sagten der Tageszeitung „Le Monde“ vom Mittwoch, die Vorwürfe gegen die Verdächtigen seien bisher aber aus französischer Sicht kaum erhärtet. Es handele sich lediglich um „Fußvolk“ radikaler islamischer Bewegungen.

Die meisten Guantanamo-Häftlinge werden als mutmaßliche Unterstützer der afghanischen Taliban-Miliz oder des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden ohne Anklage und ohne Zugang zu Anwälten festgehalten. Ende Juni hatte der Oberste Gerichtshof der USA entschieden, dass die rund 600 Lagerinsassen aber Recht auf einen Anwalt und eine Anhörung vor einem Zivilgericht haben. Seitdem stieg die Zahl der Abschiebungen aus Guantanamo an.

Washington und Paris hatten sich Anfang Juli auf eine Überstellung von sechs der sieben französischen Guantanamo-Häftlinge geeinigt. Warum die dabei ebenfalls vereinbarte Abschiebung der Terror-Verdächtigen Khaled Ben Mustafa, und Ridouane Khalid noch auf sich warten ließ, war zunächst unklar. Der Fall des siebten Franzosen, des aus Indien stammenden Mustaq Ali Patel, war offen.

Einer der Verteidiger, der Lyoner Anwalt Jacques Debray, zeigte sich besorgt über den Zustand der Ausgelieferten. Jüngste Berichte wiesen auf ihre „schlechte psychologische Verfassung“ hin, sagte Debray der Nachrichtenagentur AFP. Gemeinsam mit seinem Pariser Kollegen William Bourdon habe er seit zweieinhalb Jahren um die Rückkehr seiner Mandanten gekämpft.

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