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F: Außenminister wegen Geiselnahme in Kairo

Der französische Außenminister Michel Barnier greift persönlich in die Bemühungen um die Rettung seiner beiden im Irak entführten Landsleute ein. Barnier traf zu Beginn seiner Nahost-Mission in der Nacht auf Montag in Kairo ein.

Präsident Jacques Chirac hatte am Sonntag die Reise angekündigt. Die anderen Etappen der Mission wurden bisher nicht genannt.

Barnier soll „alle zur Verfügung stehenden Mittel für die Freilassung der beiden Journalisten“ mobilisieren. In einer Fernsehansprache sagte Chirac: „Die ganze Nation steht in dieser Frage zusammen.“ Auch der sunnitische Rat der Religionsgelehrten („Ulemas“) im Irak forderte die Kidnapper auf, die Geiseln gehen zu lassen. Sprecher aller Parteien und der muslimischen Gemeinde in Frankreich verurteilten die Entführung. Die Journalisten waren vor einer Woche auf dem Weg in die belagerte Stadt Najaf verschwunden.

Die Entführer der beiden Franzosen, die sich „Islamische Armee Iraks“ nennen, fordern eine Aufhebung des Kopftuchverbots an französischen Schulen. Sollte Frankreich nicht innerhalb von 48 Stunden reagieren, würden die Journalisten Georges Malbrunot, Sonderkorrespondent der Zeitung „Le Figaro“, und Christian Chesnot, Mitarbeiter von Radio France Internationale (RFI), getötet. Das umstrittene Kopftuchverbot soll zum Schuljahresanfang im September in Frankreich wirksam werden.

In der Nacht zum Freitag war bekannt geworden, dass der italienische Journalist Enzo Baldoni von Geiselnehmern im Irak ermordet wurde. Dagegen kamen zwei türkische Geiseln, deren Tod zuvor bereits gemeldet worden war, nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Sonntag in Bagdad unversehrt frei. Zwölf im Irak entführte Nepalesen wurden von ihren Geiselnehmern unterdessen gezwungen, sich in einem Video als Helfer der US-Armee zu bezichtigen. Sie arbeiteten für eine jordanische Firma im Irak.

Zwei totgeglaubte türkische Geiseln sind am Sonntag im Irak freigelassen worden. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, die beiden Ingenieure befänden sich in der türkischen Botschaft in Bagdad. Am Freitag hatte der arabische TV-Sender Al Jazeera berichtet, die beiden Männer seien südlich von Bagdad tot aufgefunden worden. Die Entführer hatten verlangt, dass die Elektrizitätsgesellschaft, für die die beiden Ingenieure arbeiteten, das Land verlassen solle. Die Gesellschaft sagte den Abzug zu.

Die Miliz des Schiiten-Predigers Moktada al Sadr zeigte am Wochenende bei neuen Gefechten, dass der Abzug aus Najaf nicht das Ende ihrer Rebellion bedeutet. Wie das irakische Gesundheitsministerium am Sonntag berichtete, starben am Vortag bei Gefechten zwischen US-Soldaten und Angehörigen von Sadrs „Mahdi- Armee“ in Bagdads Vorstadt Sadr City zehn Iraker. 26 Menschen wurden verletzt. Sadr-Sprecher Ahmed Shibani sagte in Najaf: „Die Mahdi-Armee ist jetzt bereit, sich der Besatzungsmacht an jedem beliebigen Ort im Irak entgegenzustellen.“ Ministerpräsident Iyad Allawi drohte: „Die Regierung wird keine Aktivitäten einer Privatarmee dulden. Wir werden mit Macht dagegen vorgehen.“

Bei den dreiwöchigen erbitterten Gefechten in Najaf sind nach Angaben von Krankenhausärzten vom Samstag 569 Menschen getötet und 785 verletzt worden. Die Zahlen beinhalteten nicht die Opfer auf Seiten der US-Armee.

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