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EZB erhöht Leitzins

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins wie erwartet zum sechsten Mal seit Ende 2005 angehoben, um die Inflation während des Aufschwungs im Euro-Raum zu dämpfen.

Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maßgebliche Schlüsselzins werde um ein Viertel Prozent auf 3,5 Prozent erhöht, teilte die EZB am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt mit. Bei der jüngsten Reuters-Umfrage hatten alle rund 70 beteiligten Analysten mit der Zinserhöhung gerechnet, nachdem EZB-Präsident Jean-Claude Trichet bei der Ratssitzung vor einem Monat mit dem Versprechen „großer Wachsamkeit“ über die Preisstabilität einen entsprechenden Hinweis gegeben hatte.

Die EZB hat damit binnen eines Jahres die Kreditvergabe an die Banken um insgesamt 1,5 Prozentpunkte verteuert. Nach Ansicht der meisten Volkswirte ist die EZB noch nicht am Ende ihrer Zinserhöhungsrunde angelangt. Die Währungshüter könnten aber mit weiteren Schritten etwas abwarten, da große Unsicherheit darüber herrscht, wie stark das derzeit robuste Wachstum nachlassen und die Inflationsgefahr schwinden könnte.

Die Zentralbank will den Preisanstieg dauerhaft auf knapp zwei Prozent drücken. Der starke Anstieg des Ölpreises der vergangenen beiden Jahre hielt die Teuerung lange über dieser Schwelle. Dank des Energiepreisrückgangs im Sommer liegt die Inflationsrate seit September mit 1,6 bis 1,8 Prozent im Zielkorridor der EZB. Doch die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland im Jänner wird das Preisniveau um schätzungsweise 0,3 Prozentpunkte erhöhen. Öl könnte zudem wieder teurer werden.

Vor diesem Hintergrund befürchten die Währungshüter vor allem, dass die Löhne im Euro-Raum übermäßig steigen und die Preise damit zusätzlich nach oben treiben könnten. In Deutschland steuern die Gewerkschaften auf ein Ende ihrer langen Lohnzurückhaltung zu und kündigten bereits Forderungen nach kräftigeren Tariferhöhungen für 2007 an. In der Metallindustrie ist von fünf bis sieben Prozent die Rede. Dem Reallohnverlust der Arbeitnehmer der vergangenen Jahre stehen kräftig steigende Gewinne in vielen Branchen gegenüber, während die Wirtschaft 2006 mit zweieinhalb Prozent das stärkste Wachstum dieses Jahrzehnts erreicht.

Die EZB leitet darüber hinaus aus dem starken Wachstum von Geldmenge und Krediten Inflationsgefahren auf längere Sicht ab. Wegen der niedrigen Zinsen sei die Wirtschaft mit viel mehr Geld versorgt als für inflationsfreies Wachstum nötig wäre.

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