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Expertin: Uber könnte Taxis aus Städten verdrängen

Uber könnte Taxis aus den Städten verdrängen.
Uber könnte Taxis aus den Städten verdrängen. ©APA/AFP
Susanne Pernika, Soziologieprofessorin an der Linzer JKU, warnt vor eine Taxi-Marktübernahme durch Uber. Die neue Regulierung von Taxis bringe einen "erheblichen Vorteil" für internationale Plattformen.

Die von der grünen Verkehrsministerin Leonore Gewessler Ende November überraschend vorgeschlagene neue Regulierung für Taxis bringt den internationalen Plattformen wie Uber und Bolt "erhebliche Vorteile" gegenüber den alteingesessenen Anbietern, denn es gelte nun für sie "im Kern" keine Preisbindung mehr, für Taxis, die am Standplatz Kunden aufnehmen, hingegen schon, sagte Susanne Pernicka, Soziologieprofessorin an der Linzer JKU, am Donnerstag vor Journalisten.

Uber will Taxis aus dem Geschäft drängen

Pernicka geht davon aus, dass etwa Uber die Situation dafür ausnutzen werde, in Zeiten mit wenig Nachfrage Billigstpreise anzubieten und so Taxler aus dem Markt zu drängen. Denn die etablierten Anbieter könnten sich solche Dumpingpreise nicht leisten, die Plattformen seien hingegen nicht darauf angewiesen, kurzfristig Gewinne zu erwirtschaften, da sie Verluste aus ihrem Kapital finanzieren können. Im Gegenzug winken Uber sehr hohe Gewinne, sobald die etablierten Anbieter aus dem Markt verschwunden sind.

Außerdem werde Uber alles daran setzen, möglichst viele Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Das helfe der Plattform einerseits Geld zu generieren, werden doch pro Fahrt 20-30 Prozent des Fahrtpreises einbehalten, andererseits erhöhe das den Druck auf die Taxifahrer. Abgesehen davon begünstige das aber auch Staus und sei ein ökologisches Problem, das insbesondere in den Städten die lokale Bevölkerung zu tragen habe. "Spannend, dass ausgerechnet unter der Verantwortung einer grünen Verkehrsministerin ein Gesetz vorgeschlagen wurde, das die Plattformen in der Taxibranche zulasten einer intelligenten Verkehrs- und Mobilitätspolitik bevorzugt", so Pernicka.

Kritik an Uber und Co.

Das neue Gelegenheitsverkehrsgesetz ("GelverkG") sieht zwar vor, dass in Städten mit einer Taxi-Regelung auch für alle über die Plattform vermittelten Fahrten ein Mindestpreis gilt, wo es aber keine Regelung gibt, gilt frei Preisgestaltung, außer wenn die Landeshauptleute extra ein Preisband vorschreiben. "Wenn die Landesregierungen kein Preisband einziehen, würde ich mich trauen zu behaupten, dass wir Situationen haben werden wir in New York oder Los Angeles", sagt Pernicka. Dort seien die etablierten Taxis bereits weitgehend vom Markt verdrängt worden. Ein zusätzlicher negativer Aspekt sei, dass die großen internationalen Plattformen ihren Sitz im Ausland haben und Wertschöpfung aus Österreich abziehen. Studien in Berlin hätten gezeigt, dass es sich um Geschäftsmodelle handle, die "nicht auf Langfristigkeit, auf Wertschöpfung, auf Steuereinnahmen für den Staat ausgerichtet sind".

Es stimme zwar, dass die niedrigen Preise derzeit für die Kunden sehr attraktiv seien. Aber häufig decke der Preis nicht einmal die Kosten für den Erhalt des Fahrzeuges und führe zu sehr niedrigen Einkommen der Fahrer. Pernicka räumt allerdings ein, dass auch der aktuelle Kollektivvertrag für Taxifahrer mit 1.500 Euro bei 55 Wochenstunden inklusive Bereitschaften sehr niedrig sei. Und die Taxianbieter müssten mit der Zeit gehen, und technologisch aufrüsten, ihr digitales Angebot verbessern, um gewisse Kundenwünsche zu erfüllen - etwa das Bedürfnis, den Preis im Vorhinein zu kennen.

(APA/red)

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