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Experten warnen: Mangelhafte Osteoporose-Therapie kostet viele Leben

Die Behandlungslücke bei Osteoporose ist in Österreich größer als gedacht.
Die Behandlungslücke bei Osteoporose ist in Österreich größer als gedacht. ©Canva
In Österreich leiden über 500.000 Menschen an Osteoporose. Doch nur ein Bruchteil erhält eine adäquate Therapie, warnte die Internistin Maya Thun bei der Apothekertagung in Schladming.

Rund 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen, 20 Prozent Männer. Besonders problematisch sei, dass nach einer Osteoporose-bedingten Fraktur, etwa einem Oberschenkelhalsbruch, weniger als 20 Prozent der Patientinnen und Patienten nach dem Spitalsaufenthalt eine weiterführende Therapie erhalten, so Thun.

Österreich weltweit mit dritthöchster Rate an Oberschenkelhalsbrüchen

Diese Versorgungslücke sei besorgniserregend, da Österreich weltweit die dritthöchste Rate an Oberschenkelhalsbrüchen aufweist – nur Dänemark und Schweden haben noch höhere Zahlen.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erhalten nur 15 Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer nach 18 Monaten weiterhin eine Osteoporose-Therapie. „Wir wissen nicht genau, warum das so ist“, sagte Thun. Wahrscheinlich handle es sich um eine Kombination mehrerer Faktoren. Die volkswirtschaftlichen Kosten der Frakturen seien jedenfalls hoch.

Rascher Therapiestart nach einem Bruch entscheidend

Osteoporose führt über einen längeren Zeitraum zu einer Verringerung der Knochenmasse, wodurch die Knochen instabiler werden und leichter brechen. Bei typischen osteoporotischen Brüchen, wie am Schenkelhals oder an den Wirbelkörpern, könne oft auf eine Knochendichtemessung verzichtet werden. Entscheidend sei, „sehr rasch zu therapieren“, betonte Thun.

Besonders alarmierend sei die erhöhte Sterblichkeit nach einer Fraktur: Rund 25 Prozent der Patientinnen und Patienten sterben innerhalb eines Jahres indirekt an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs. Diese Mortalitätsrate sei vergleichbar mit jener von Krebserkrankungen und bei Männern sogar noch höher als bei Frauen. „Viele fürchten sich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs, aber auch Osteoporose ist eine ernstzunehmende Gefahr“, warnte die Expertin.

Jeder dritte über 50 erleidet eine Osteoporose-Fraktur

Statistisch gesehen erleidet eine von drei Frauen und jeder fünfte Mann über 50 eine osteoporotische Fraktur. Das individuelle Risiko kann medizinisch bestimmt werden. Bei besonders hohem Risiko wird eine anabole Therapie zum Knochenaufbau empfohlen. Wichtig sei eine dauerhafte Medikamenteneinnahme, stets in Kombination mit Kalzium und Vitamin D. Zudem müsse Bewegung gefördert werden, da Bewegungsmangel, eiweißarme Ernährung, Untergewicht, bestimmte Medikamente, Rauchen und Alkoholkonsum das Osteoporose-Risiko erhöhen können.

Die Apothekertagung in Schladming steht in diesem Jahr unter dem Motto „Rheuma – eine Krankheit mit vielen Gesichtern“. Die viertägige Veranstaltung im Bezirk Liezen ist mit rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgebucht.

(APA/Red)

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