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Experiment bei Maischberger: Zuschauer debattieren über Reizthema Islam

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Die ARD wagte bei der Talksendung "Maischberger" ein spannendes Experiment: Anstatt einer gewöhnlichen Expertenrunde diskutierten die Zuschauer im Studio mit zwei geladenen Politikern und der Moderatorin.

Als Politiker waren der CSU-Generalsekräter Andreas Scheuer und die Integrationsbeauftragte der deutschen Bundesregierung Aydan Özoguz (SPD) geladen. Die Politiker saßen, wie einige weitere Gäste, die sich mit dem Thema Islam professionell beschäftigen, mitten unter den Zuschauern. Das von der Maischberger-Redaktion ausgewählte Publikum setzte sich aus Menschen verschiedenster politischen Richtungen, unterschiedlicher Religionen, mit oder ohne Migrationshintergrund, zusammen.

Sachlichkeit statt Hysterie

“Angst vor dem Islam? Alles nur Populismus?” lautete die exakte Fragestellung, zu der sich Zuschauer wie Expertern zu Wort melden sollten. So hysterisch die Debatte um den Islam in der Politik geführt wird, so angenehm sachlich lief sie über weite Strecken im Studio ab. Bemerkenswert war etwa die Diskussion eines Erfurter Bürgers, der gegen den Bau einer Moschee am Ortseingang ist, mit Mohammad Suleman Malik, Sprecher der Ahmadiyya-Gemeinde im Bundesland Thüringen. Letzterer würde eine Moschee als Beitrag zu seiner Heimat in Erfurt sehen. Die Standpunkte hätten kaum unterschiedlicher sein können, beide nahmen kein Blatt vor dem Mund. Aber sie hörten sich zu und diskutierten auf einer sachlichen Ebene.

Scheindebatte Burka-Verbot?

Ähnlich ging es bei anderen kontroversen Themen, etwa dem Burka-Verbot, zu. “Es gehört zu unserer Kultur, dass man sein Gesicht zeigt”, sagte eine Zuschauerin und erntete für ihre Aussage Applaus. Ein anderer gab zu bedenken, dass das Burka-Verbot in Frankreich offensichtlich auch nicht gegen Terrorismus helfe. Statt Frauen mit Burka zu Gesetzesbrecherinnen zu machen, solle man Hilfsangebote für Burka-Trägerinnen, die zur Verschleierung gezwungen werden, schaffen. Für Islam-Forscherin Susanne Schröter ist Vollverschleierung hingegen nicht tolerierbar, weshalb der Staat eingreifen müsse. Auch handele es sich nicht um eine Scheindebatte: “Da wo ich lebe, in der Rhein-Main-Region, gibt es zunehmend mehr vollverschleierte Frauen.”

Zuschauerdiskussionen: Eine Talk-Alternative mit Zukunft?

Insgesamt zeigte der Talk, dass die Debatte um den Islam wesentlich weniger hysterisch geführt wird, wenn man Experten normale Bürger von Angesicht zu Angesicht diskutieren lässt, anstatt Politiker die immer gleichen Forderungen ihrer Parteien wiederholen zu lassen. Derartige Zuschauerdebatten dürften in Zukunft eine interessante Alternative zu den herkömmlichen Politiker- und Expertenrunden in Talksendungen darstellen.

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