Exklusiver Einblick: Nina Ortlieb kämpft sich zurück

Heute, zwölf Wochen nach ihrer letzten Operation, blickt die 29-Jährige wieder mit Zuversicht nach vorne. Der Sturz? Kaum mehr präsent. „Ich habe den Sturz schnell verarbeitet, akzeptiert und den Blick nach vorne gerichtet“, sagt die Vorarlbergerin mit ruhiger Entschlossenheit.

Fünfeinhalb Wochen im Krankenhaus
Fünfeinhalb Wochen verbrachte sie im Unfallkrankenhaus Graz, anschließend ging es direkt in die Reha-Klinik Tobelbad, wo sie vier Wochen lang an ihrer Genesung arbeitete. Seit sechs Wochen ist Innsbruck nun ihr Lebensmittelpunkt und Trainingszentrum für den Wiederaufbau ihrer Beinmuskulatur.
Knochentransplantation vom Oberschenkel
Doch der Weg zurück war alles andere als geradlinig. Zunächst musste das alte Metall aus dem verletzten Bein entfernt werden. Danach folgte ein sorgfältig geplanter, mehrstufiger Eingriff: Mit einem externen Fixateur wurde die Zeit zur Endversorgung überbrückt. Schließlich erfolgte die Stabilisierung mittels Marknagel – inklusive einer komplexen Knochentransplantation, bei der Gewebe mitsamt Mikroblutgefäßen vom Oberschenkel in die Bruchzone verpflanzt wurde.

Fokus auf Kraftaufbau
Dass sie bei der Heim-WM nicht starten konnte, war ein tiefer Einschnitt. „Natürlich war die Heim-WM das Ziel. Dass ich dabei gescheitert bin, hat im ersten Moment natürlich wehgetan. Dennoch habe ich meinen Blick direkt nach vorne gerichtet – weil nur so kann ich mich weiterentwickeln", reflektiert die zweifache Weltcupsiegerin.
Stütze und Rückhalt findet Ortlieb in ihrem engsten Umfeld: Familie, Freunde, Trainerteam, Physiotherapeuten und ihr Servicemann stehen ihr Tag für Tag zur Seite. Die mentale Stärke, die sie aus diesem Rückhalt zieht, zeigt sich nun im täglichen Trainingsprogramm. Derzeit liegt der Fokus auf dem Kraftaufbau – denn durch die lange Phase der Immobilität ist viel Muskulatur verloren gegangen.

Lauftraining auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband
Vor allem einbeinige Belastungen sind derzeit noch herausfordernd. „Beidbeinig funktioniert schon sehr vieles sehr gut“, berichtet sie. Unterstützt wird das Training durch moderne Technik: Auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband "AlterG" läuft sie derzeit mit reduziertem Körpergewicht – zwischen 70 und 90 Prozent des Normalgewichts. Es geht langsam, aber stetig vorwärts.

Spätestens im Herbst will sie wieder auf Schnee trainieren
Was als Nächstes kommt, lässt sich schwer vorhersagen. Wichtig wird auf alle Fälle noch der Sprungaufbau – ein essenzieller Schritt, damit der Muskel auch bei hoher Geschwindigkeit wieder präzise arbeiten kann. Danach folgt das Training am Skisimulator in St. Christoph oder Dornbirn. „Das ist eine coole Möglichkeit, das Bein auch an die Belastung im Skischuh zu gewöhnen“, sagt Ortlieb. Erst wenn diese Phase abgeschlossen ist, kann sie wieder ans Schneetraining denken. „Schön wäre, wenn es im Spätsommer oder Anfang Herbst mit Schneetraining klappt.“
Nina Ortlieb lebt nach einem einfachen, aber kraftvollen Motto: „Wo ein Wille, da ein Weg.“ Und sie beweist mit jeder Trainingseinheit, dass Willenskraft und Stärke mehr bewegen können, als man es sich oft vorstellen mag.
(VOL.AT)