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Ex-Freundin erschossen: Mordprozess

Ein 28-jähriger Schlosser musste sich am Dienstag wegen Mordes im Straflandesgericht Wien verantworten, nachdem er in der Nacht auf den 13. September 2009 seine Ex-Freundin vor ihrer Wohnung in Wien-Penzing mit einem Winchester-Gewehr erschossen haben soll.
Video: Mordprozess

Der Mann dürfte die Trennung nicht verkraftet haben. Die 28 Jahre alte Polin hatte Dusko R. (55), der im Wiener Rotlicht-Milieu unter seinem Spitznamen “Rocky” als große Nummer galt und ihr auch einen Job in einem Lokal verschafft hatte, dem braven Handwerker vorgezogen, der seine Wochenenden bevorzugt in von solariumgebräunten Jugendlichen frequentierten Großraumdiscotheken verbrachte.

Der Schlosser und die attraktive Blondine hatten sich Anfang des Jahres kennengelernt. Er träumte von einer Kleinfamilie und einer gemeinsamen Zukunft, als er eines Morgens, als er nach der Nachtschicht bei ihr vorbeischaute, “Rocky” in der Unterwäsche in ihrem Schlafzimmer vorfand.

Statt sich darüber aufzuregen, sei es ihm vor allem darum gegangen, sie vor der Rotlicht-Größe zu beschützen, versicherten der 28-Jährige und sein Verteidiger Herbert Eichenseder den Geschworenen. “Rocky” habe die junge Frau unter anderem gezwungen, ihn abends zu begleiten, was in seinem Mandanten “ein Helfersyndrom” geweckt habe, sagte der Anwalt.

Ausschließlich um die Polin zu schützen, will sich der 28-Jährige bei einem Waffenhändler ein Gewehr besorgt haben. Das habe er ihr zeigen und vorführen wollen, als er ihr knapp vor 1.00 Uhr in der Früh vor ihrer Wohnung gegenübertrat, wo sie mit “Rockys” Auto eintraf.

“Wenn sie mich endlich ernst genommen hätte, dass ich sie beschützen will und auch kann”, sagte der Angeklagte. Stattdessen sei es zu einem heftigen Streit gekommen: “Da ist es passiert, das Tragische. Da hab ich abgedrückt, Herr Rat.”

Anrainer hörten die Frau noch “Nein! Nein!” schreien, ehe ihr der Schlosser aus einer Entfernung von zehn bis 15 Zentimeter in den Bauch schoss. Das Projektil zerfetzte der Frau mehrere Organe und die Hauptschlagader. Der Schlosser hatte zugleich mit dem Erwerb der Waffe Hohlspitzpatronen gekauft, um – wie er dem Waffenhändler darlegte – damit Stiere töten zu können.

“Die Anna hat die Beziehung zu mir nie beendet”, behauptete der Angeklagte. Sie habe sich von “Rocky” lösen wollen, dies aus Furcht aber nicht geschafft. Auf die Frage, ob er nicht eifersüchtig gewesen sei, erwiderte er: “Wenn man wen gern hat, ist man immer eifersüchtig. Ich hab’ sie furchtbar gern gehabt und sie mich auch.” Er habe die Frau nicht töten wollen: “Ich wollte, dass sie mit mir mitkommt.”

Arbeitskolleginnen, eine Schwester und die Eltern der ums Leben Gekommenen erklärten demgegenüber, der Getöteten habe vor allem die Eifersucht des Handwerkers zu schaffen gemacht. Sie habe sich daher von ihm abgewandt. “Rocky” selbst, der seit Ostern unter anderem wegen Verdachts auf Beteiligung an einer kriminellen Organisation in U-Haft sitzt, versicherte, die Frau wäre seit Monaten seine Freundin und der jüngere Mann kein Thema mehr gewesen: “Es tut mir leid, so ist das Leben. Wir waren drei Wochen im Urlaub am Meer. Frauen haben heutzutage drei Kinder und sagen dann Tschau.”

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