Es seien “wahnsinnig abartige Dinge” passiert. Das sei für sie ein Schock und eine dramatische Erfahrung gewesen, so Riess-Passer. “Ich bin fast ausgerastet in den Diskussionen mit dem portugiesischen Vorsitz” der EU, sagte Schüssel, der aber heute “das Türl zugemacht” hat und “freier” sei.
Geblieben sei der damaligen Regierungsspitze die Lehre, dass auch andere Koalitionen außer der Großen möglich seien, so Riess-Passer. Schüssel wiederum hat gelernt, dass man in der Politik viele Möglichkeiten habe, aber zur Umsetzung Gestaltungswillen und Geduld brauche. Aufhorchen ließ er mit einer Schelte für die Verlängerung der Hackler-Pension, die auch von der ÖVP mitgetragen wurde. An dieser Stelle verzichtete VP-Seniorenchef Andreas Khol, der wie die anderen Mitschreiter Schüssels während der Ausführungen des Alt-Kanzlers immer wieder zustimmend nickten, im Gegensatz zu den meisten seiner damaligen Regierungskollegen auf den Applaus.
Resümierend meinte Schüssel, dass die FPÖ der ÖVP einen “Turbo” gebracht habe. Ohne sie hätte sich die Volkspartei in den eigenen Reihen etwa beim ÖAAB schwerer durchgesetzt. Auf das Buch sei er stolz und fühle sich darin wohl, so Schüssel. Der Autor, SN-Redakteur Alexander Purger, wies die Kritik, das Buch sei zu einseitig positiv zurück. Er habe sehr wohl auch kritisch geschrieben und habe daher “ein reines Gewissen”.
Zu der gut besuchten Buchpräsentation in der Buchhandlung Morawa in der Innenstadt waren unter anderem die Ex-Minister Ursula Plassnik, Karl-Heinz Grasser, Maria Rauch-Kallat, Martin Bartenstein, Herbert Scheibner, Wilhelm Molterer und Karin Gastinger erschienen.