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Euro nimmt eine Rekordmarke nach der anderen

Der Euro nimmt in einem rasanten Jahresendspurt eine Rekordmarke nach der anderen. Am Mittwoch stieg die Europäische Gemeinschaftswährung auf ihren bisher höchsten Stand von 1,3646 Dollar.

Wirtschaftsexperten sind sich indes uneinig, ob der rasante Anstieg auch im neuen Jahr fortgesetzt wird.

„Der Euro schleicht sich derzeit auf leisen Sohlen von einem Rekord zum anderen“, fasste ein Händler die Kursentwicklung zusammen. An den vergangenen fünf Handelstagen hat der Euro damit etwa 0,5 bis 1 US-Cent hinzugewonnen. Seit Jahresbeginn ist der Euro um rund zehn Cent gestiegen.

So sehen etwa die Währungsexperten von 32 Banken den Euro im Durchschnitt ihrer Prognosen bei 1,32 Dollar zum Ende des kommenden Jahres. Allerdings rechnen die meisten Analysten und Volkswirte, die das „Handelsblatt“ befragte, damit, dass die gegenwärtige Schwäche des Dollars noch einige Monate andauern wird. „Vier Fünftel der befragten Devisenmarktexperten erwarten im Verlauf des nächsten Jahres Euro-Kurse von 1,40 Dollar und darüber“, berichtete die Zeitung.

Die anhaltende Unsicherheit über die hohen Defizite der USA im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz setze die US-Währung weiter unter Abwertungsdruck, lautet die Begründung. Die Zuversicht, dass der Dollar dennoch im zweiten Halbjahr an Stärke gewinne, spiegle sich aber dennoch in den Prognosen wieder. “24 der 32 befragten Institute rechnen damit, dass der Dollar gegenüber dem Euro bis Ende nächsten Jahres um gut drei Prozent an Wert gewinnen wird.“ Grund: Der Dollar werde wieder stärker, weil die USA 2005 deutlich stärker wachsen als Euro-Land und Japan, zitierte das „Handelsblatt“ die Mainzer Landesbank.

Dagegen hatten am Montag dieser Woche führende deutsche Ökonomen erklärt, dass sie einen weiteren Anstieg des schon jetzt starken Euro-Kurses erwarten würden. Gegen Ende 2005 werde der Kurs bis auf 1,50 oder sogar 1,60 Dollar klettern, sagte etwa der Chefvolkswirt der HypoVereinsbank, Martin Hüfner in einer anderen Umfrage. Als Grund nannte er einen sich abzeichnenden Strategiewechsel in der US-Währungspolitik. Auch Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, hält einen Wert von 1,45 Dollar im kommenden Jahr für nicht ausgeschlossen.

Der Bundesverband deutscher Banken ist indessen der Ansicht, dass ein Euro-Kurs von 1,10 Dollar gerechtfertigt wäre. Der Bankenverband-Volkswirt Karl Knappe sagte der „Berliner Zeitung“ (Mittwochausgabe), die Gemeinschaftswährung sei inzwischen deutlich überbewertet. „Wenn die US-Regierung ihr Verhalten nicht grundlegend ändert und weiter nichts ernsthaftes unternimmt, um die hohen Defizite abzubauen, gehe ich tendenziell von einem weiteren Rückgang des Dollars aus“, zitiert die Zeitung Knappe.

Der Anstieg des Euro-Kurses birgt für die europäische Wirtschaft Risiken und Chancen. So drückt der hohe Euro auf die Gewinnmargen jener Unternehmen, die in den Dollarraum exportieren. Wer aber Schulden in Dollar angehäuft hat, wie die Deutsche Telekom, kann dem Wertverfall sicher etwas Positives abgewinnen. Für die europäischen Touristen ist der hohe Euro vor allem bei Reisen in die USA positiv. Ein Dollar kostet derzeit nur noch 73,40 Euro-Cent.

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