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EURO 2008: Flughafen Wien - Drehscheibe für Zehntausende Fans

©© APA
Flughafen Wien, Schwechat, Mitte Jänner 2008 - noch sind es einige Monate bis zur EURO 2008.

Während bis auf ein paar schüchterne Werbetafeln über den Gepäckförderbändern, die unbeachtet von den Ankömmlingen aus aller Welt von der Decke baumeln, äußerlich noch nichts auf das sportliche Jahrhundert-Event deutet, sind im Hintergrund die Vorarbeiten längst angelaufen. Und das ist auch höchst notwendig. Denn auf den Airport im Südosten der Bundeshauptstadt wartet die wahrscheinlich größte Herausforderung seines Bestehens.

Was Michael Tmej vor seinem geistigen Auge sieht, sind Menschenmassen. Zehntausende Fans werden den Flughafen stürmen. Nicht hintereinander, sondern gleichzeitig. Was der Geschäftsführer der Vienna Aircraft Handling (VAH) noch sieht, ist ein ausgeklügeltes System, das diese Mengen in die richtigen Bahnen lenkt, so schnell wie möglich abfertigt, in die Flieger oder Busse verfrachtet und Platz schafft für noch mehr Fußballanhänger. Dennoch: “Vieles ist einfach nicht planbar”, sagt Tmej.

Die Vorrunde, in der Österreich auf Kroatien, Polen und Deutschland treffen wird, dürfte dem Flughafen keine besonderen Anforderungen abverlangen. Doch ab dem Viertelfinale am 20. Juni könnte es so richtig spannend werden. Tmej rechnet in Spitzenzeiten mit rund 500 Bussen, die im Convoi Richtung Schwechat rollen. Bis zu 22.000 Fans werden sich in und um die Abflughalle ergießen. “Sichere Abfertigung und geordnete Abläufe” wünschen sich die Organisatoren. Tmej: “Wir wollen trotz allem keinen Straflagereffekt erzeugen, sondern ein fröhliches Event feiern.”

Damit das möglich ist, muss natürlich alles wie am Schnürchen klappen: “Der Terminal wird gerammelt voll sein. Da brauchen wir eine super Gastronomie, tiptop gepflegte Toiletten und eine Klimaanlage, die für die ideale Temperatur sorgt.” Trotzdem: “Ich kann nicht in einer Stunde 22.000 Kunden einchecken, das kann schon bis 5.00 Uhr früh dauern”, rechnet Tmej.

Nächste Hürde: Die Fan-Charter-Maschinen. Für sie wurde eigens ein Sonder-Terminal eingerichtet. Man hat eine Gerätehalle adaptiert, die nicht nur eine Kapazität von etwa 2.000 Personen hat, sondern wo auch Störenfriede “herausgefiltert” und in speziellen Auffangräumen gesammelt werden können. Dieser Bereich wird der wohl spannendste sein, denn wie viele Charter-Maschinen tatsächlich in Schwechat landen werden, kann heute noch niemand abschätzen.

Zu den durchschnittlich 500 bis 600 Flugzeugen, die täglich in Schwechat starten und landen, werden während der Fußball-Europameisterschaft zusätzlich 200 Maschinen in allen Größen für reges Verkehrsaufkommen sorgen. Damit auch alle “Vögel” einen Parkplatz finden, werden sie in Hangare geschlichtet und über ein Rollwegsystem zu den Gates gelotst.

Auf den Flughafen Wien wartet aber noch eine – ziemlich unvorhersehbare – Herausforderung: Die Ostautobahn (A4), die den Airport an die Metropole anbindet. “Sie muss unbedingt störungsfrei bleiben”, fordert Tmej. Soll heißen: Baustellenvermeidung ist großgeschrieben. Dennoch bleibt ein nicht zu unterschätzendes Restrisiko: “Die Unfallhäufigkeit auf der A4 ist hoch, ich habe diesbezüglich große Befürchtungen, weil es da ja andauernd kracht. Deshalb brauchen massive Unterstützung von der Exekutive.”

Linienflüge, Fan-Charter – doch das ist noch lange nicht alles. Etwas abseits der Massenbewegungen liegt der aviatische VIP-Bereich, der “General Aviation Center”. Dort kommen hochrangige Persönlichkeiten an, um anschließend per Eskorte punktgenau zum jeweiligen Länderkampf geleitet zu werden. Für Politiker wird es allerdings keinen Stau geben. Tmej: “Staatschefs haben immer Vorrang.”

Bleibt noch die letzte “große Unbekannte”: Niemand hat auch nur die geringste Ahnung, wie viel zusätzliche Fußball-Anhänger die Fan-Meilen anlocken werden. Tmej: “Das könnte uns noch eine Überraschung bescheren. Die werden aber ja nicht alle gleich nach einem Spiel heimfliegen wollen.”

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