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Euro 2008: Babyboom oder mehr Trennungen?

Wenn sich in der Beziehung alles ausschließlich um Fußball dreht, sind Konflikte meist nur mehr eine Frage der Zeit. Fußball aber kann nur der Auslöser sein, selten die Ursache, sagt "Sexpertin" Gerti Senger.

Ausnahmezustand herrscht während der EURO nicht nur in den Stadien und Städten, sondern auch in der Gefühlswelt. Wenn Mann gebannt dem runden Leder auf dem Bildschirm folgt und wochenlang nur noch von dem “Einen” spricht, kann es durchaus zu Streit in der Beziehung kommen. Fußball aber kann nur der Auslöser sein, selten die Ursache. Dieser Ansicht ist “Sexpertin” Gerti Senger.
Bühne für Konflikte
Das allabendliche EURO-Schauen fungiert laut der Fachfrau höchstens als “Bühne”, auf der Konflikte, die ihren Ursprung meist woanders haben, ausgetragen werden. Eine erhöhte Trennungsquote nach der EM kann sich Gerti Senger schwer vorstellen. “Höchstens, wenn jemand den Fußball-Konsum über Wochen hinweg nicht regulieren kann, wenn das Teilen des Alltags unmöglich wird, kann es zu Problemen kommen.” Wenn ein Partner nur noch an das “Eine” denkt, muss die Bedeutung der Beziehung für ihn ohnehin hinterfragt werden, wie die Wiener Psychotherapeutin erklärte.

Fußball noch immer Männerdomäne
Auch, wenn sich immer mehr Frauen für den Ballsport begeistern, ist Fußball immer noch eine Männerdomäne. Einen möglichen Grund dafür sieht Senger darin, dass sich Männer viel eher mit den Sportlern identifizieren als Frauen. Letztere würden von dem Breitensport auf anderen Ebenen angesprochen. Für Fußballspiele typische Handlungsabläufe würden dem weiblichen Geschlecht immer noch nicht zugestanden. “Offene Aggression ist immer noch ein Privileg der Männer”, wie es die Therapeutin formulierte.

Hinzu kommt, dass das Foulen, Bestrafen oder Freude im Fernsehen “szenisch überzeichnet” wird. Allein das Beobachten von “entfesselter Aktivität” oder von den Attacken, die sich die Profis auf dem Fernsehbildschirm liefern, kann den Hormonspiegel – vor allem bei Männern – verändern. Testosteron und Co. können also auch durch Passivsport beeinflusst werden.

Wieder mal das Testosteron
“Testosteron ist ein Kampfhormon, das Menschen befähigt, auf etwas zuzugehen, etwas in Angriff zu nehmen”, erklärte Senger. Ein hoher Testosteronspiegel geht aber nicht automatisch mit destruktiver Aggression einher : Das lateinische “aggredere” bedeutet wörtlich “etwas anpacken”. Für einen Kampf brauche man aber dennoch einen gewisses Grundmaß an dem Hormon.

Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt, dass aktive Fußball-Stars einen erhöhten Testosteronspiegel haben. Interessanterweise kann kurz nach einem Sieg mehr von dem Kampfhormon festgestellt werden. Bei einem Großereignis wie der EURO könne die “Kraft der Masse” zusätzlich energetisierend wirken, was wiederum den Hormonpegel verändern kann. Ein Zuviel an geballter männlicher Aggression könne durchaus Angst hervorrufen, beim weiblichen Geschlecht eher als beim männlichen.

Wenn sich Mann und Frau ein Fußballspiel zusammen ansehen, kann dies aber auch die Beziehung beflügeln. “Alles, was man in einer Partnerschaft zusammen erlebt, kann synchron emotionalisierend sein”, führte die Psychologin aus. Wiederum ist es nicht der Fußballsport an sich, der das Liebesleben verbessert, sondern das Gemeinsame.

Keine Häufung von One-Night-Stands
Auch glaubt Gerti Senger nicht, dass es während der EURO zu mehr One-Night-Stands kommt. “Es ist ein Mythos, dass Singles mehr Sex haben. In einer fixen Beziehung ist das Umsetzen von sexuellen Impulsen viel leichter, weil einfach ein Partner zur Verfügung steht”, erläuterte die Fachfrau. Die Sport-Übertragungen würden nämlich hauptsächlich in Lokalen oder bei Freunden verfolgt, wo sich erfahrungsgemäß mehr Männer aufhalten.

Einen Babyboom wie nach der Fußball-WM in Deutschland 2006 getraut sich Senger daher nicht zu prognostizieren. Sie räumt aber ein, dass die Emotionalisierung durch die EURO Paaren durchaus “gemeinsame Erlebnisräume eröffnen kann und dann natürlich Sex begünstigt”.

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