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Euro 2008 - „EM-Bier“ und „EM-Krug“

Wider den großen Wurf: Die Polizei plädiert für die Zeit der Fußball-Europameisterschaft im Juni 2008 für ein „EM-Bier“ mit wenig Alkoholgehalt und „EM-Krüge“ tunlichst aus Plastik, um eines der Hauptprobleme in Sachen Sicherheit zu entschärfen:

Betrunkene, die Gläser als Wurfgeschoße verwenden, was bei Kontrahenten und Unbeteiligten zu schlimmen Verletzungen führen kann. „Wir sind bezüglich eines Leichtbiers schon an die Bierindustrie herangetreten“, sagte Peter Jedelsky von der Wiener Polizei bei einem Vortrag vor dem Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ) am Freitag in Wien.

Nicht nur auf die Exekutive, sondern auch auf die Sicherheitswirtschaft kommt mit der Euro 2008 eine große Aufgabe zu. „Wir werden viele private Securitys brauchen, die Polizei wird nicht alles allein sichern können“, stellte Jedelsky, Leiter des Büros für Prävention, klar. Denn nicht allein Stadien und Fanmeilen gilt es zu bewachen, sondern sämtliche Orte, an denen Fans in größeren Gruppen erscheinen: Das reicht von Campingplätzen über Tankstellen-Shops und Discos bis zu Verkehrsmitteln.

Zu wappnen gilt es sich gegen Problem-Fans – nur fünf Prozent werden als solche eingestuft -, Ladendiebe, Trick- und Handtaschendiebe und auch Geldfälscher, wobei die Diebe zumindest nach den Erfahrungen aus der WM im vergangenen Jahr in Deutschland das größte Problem darstellen könnten. Der Haken bei den Vorbereitungen in Sachen gewaltbereiter Fans: Erst im Dezember wird endgültig klar sein, welche Nationen überhaupt an der EM teilnehmen und demgemäß woher die Anhänger inklusive potenzielle Randalierer kommen. In Deutschland gab es bei der als friedlich gepriesenen WM 9.000 Festnahmen und 450 verletzte Polizisten. Gläser bzw. Scherben waren die häufigste Ursache aller Verletzungen.

Ein großes Problem aus Sicht der Behörden stellt der Alkohol dar. Die Polizei plädiert dafür, den Verkauf einzuschränken, überhaupt an Betrunkene. Die Vision von alkoholfreiem EM-Bier wird wohl eine solche bleiben, da es halt nicht wirklich wie Bier schmeckt. „EM-Krüge“ aus Plastik – eventuell Souvenir-tauglich – eignen sich nicht als Wurfgeschoße und tun niemandem weh, stellen aber, wie Jedelsky nach Polizei-Recherchen im Schweizerhaus berichtete, die Wirte vor eine andere Schwierigkeit: Sie vertragen Waschanlagen nicht, es wäre also ein Wegwerfsystem erforderlich.

Der VSÖ könnte nach eigenen Angaben schätzungsweise 3.500 Sicherheitsleute zur Verfügung stellen, die so ausgebildet sind, dass sie den Vorgaben der Polizei genügen: Dazu gehört das Verbot Waffen zu tragen ebenso wie die Fähigkeit, deeskalierend zu wirken, „denn sonst haben wir ein zusätzliches Problem“, erklärte Jedelsky. Dem VSÖ stehen nach Angaben von Vorstandsmitglied Harald Neumann rund 1.200 Securitys zur Event-Sicherung zur Verfügung, sie werden also bei Bedarf herangezogen. Mit ihnen könnten seiner Schätzung nach 70 bis 80 Prozent des EM-Bedarfs abgedeckt werden. Zum Vergleich: Bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel sind laut Neumann 300 private Sicherheitsleute im Einsatz, bei einem großen Beachvolleyball-Event 100.

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