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Euphorie und hohe Erwartungen

©Stiplovsek
Beim Heimduell der Lustenauer Austria heute (20.30 Uhr) gegen den LASK spielt im Hinterkopf auch die Tabellenführung mit.
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2014 feiern die Grün-Weißen ihren 100. Geburtstag, doch schon 2011, nur wenige Wochen nach dem Saisonstart, sind die Fans in Meisterlaune. Unter Trainer Helgi Kolvidsson erlebt aber nicht nur die Euphorie bei der Austria eine Renaissance, auch die Erwartungen sind nach dem fulminanten Auftakt mit fünf Siegen und zwei Remis (Meisterschaft und Cup) gestiegen. „Wir schauen von Spiel zu Spiel“, lässt sich der Isländer deshalb nicht aus der Ruhe bringen. Auch die Tatsache, dass der heutige Gegner ohne echte Sturmspitze antreten muss, berührt ihn nur wenig. Auf Seiten des BL-Absteigers aber muss sich Trainer Walter Schachner aufgrund des Ausfalls von Harald Unverdorben (30), Hannes Aigner (30) und Lukas Kragl (21) schon Gedanken über seine Sturmreihe machen. So dürfte wohl Florian Templ (22) zu seinem ersten Einsatz von Beginn an kommen. Vielleicht aber macht sich ja der LASK-Coach auch Gedanken über zwei ehemalige Schützlinge, die ihm heute im Austria-Dress gegenüberstehen.

Jürgen Kampel (30 Jahre/129 Spiele für die Austria/15 Tore): Unter Schachner bin ich doch zu einigen Einsätzen bei Austria Kärnten gekommen. Er ist ein absoluter Taktikfan. Das wissen auch unsere Trainer. Klar, die Euphorie ist da. Doch was nutzt uns die Zukunft, für uns ist die Gegenwart wichtig. Dass wir das große Ziel (Titel) nicht aus den Augen verlieren, ist richtig, doch für uns zählen jetzt nur die kleineren Ziele. Was sollen wir jetzt viel über Dinge in der Zukunft reden oder nachdenken, wir müssen jetzt handeln. Von Spiel zu Spiel – und aus Fehlern lernen. Dazu gehört auch, dass man ab und zu auf dem Platz auch das nötige Glück erzwingt. Wichtig ist, dass wir nie zufrieden sind. Denn Zufriedenheit ist Stillstand.

Gerald Krajic (29 Jahre/38/13): Die Euphorie, die im Umfeld, im Verein und bei den Fans entstanden ist, kriegen wir Spieler klarerweise mit. Deshalb sage ich jetzt vor dem LASK-Spiel: Ich will die drei Punkte holen und in der Tabelle ganz oben stehen. Dass bei den Linzern Walter Schachner auf der Trainerbank sitzt, ist für mich zusätzlicher Ansporn. Ich wollte in seiner Zeit in Kärnten den Klub verlassen, auch weil ich unter ihm nicht zum Einsatz kam. Ein Angebot von Sturm Graz war da, aber er hat mich nicht gehen lassen. Okay, ich habe dann schon noch einige Spiele gemacht. Nach einem blöden Jahr in Sachen Verletzungen fühle ich mich jetzt wieder richtig fit. Dass ich unter dem neuen Trainer zumeist über die Seite komme, tut meinem Spiel zusätzlich gut. Mit meiner Erfahrung kann ich so mehr einteilen, zudem komme ich so öfters frei in den Strafraum. Etwas ist mir auch noch wichtig: Dass die medizinische Betreuung bei der Austria in der Tabelle der andern Art nur mit zwei Punkten bewertet wurde, hat absolut nichts mit unseren Ärzten zu. Es ging vor allem darum, dass wir Anprechpartner über das Wochenende erhalten. Die Zeit von Freitag (Anm. d. Red.: Spiel) bis Montag kann zuweilen doch lang sein.

Sorgenkind Sascha Boller

Verzichten muss die Austria heute allerdings auf Assistkönig und Publikumsliebling Sascha Boller. Der 27-jährige Deutsche hütet derzeit mit Fieber das Bett, nachdem er schon zuletzt grippegeschwächt nur ein Lauftraining absolvieren konnte. Mit dem gesperrten Christoph Stückler muss er einen weiteren Spieler seines Stammpersonals ersetzen.

Kein Handlungsbedarf

Trotz der noch bis Ende August laufenden Transferzeit erteilte Austria-Präsident Hubert Nagel allen Spekulationen über einen möglichen neuen Stürmer eine Absage. „Unser Kader ist eher zu groß, außerdem glaube ich, dass Cetinkaya noch enormes Potenzial hat.“ Unterstützt wird der Klubchef von Kotrainer Hakan Karaosman. Für den 38-Jährigen machen gerade die vielen Torschützen die Mannschaft so unberechenbar. „Im Endeffekt gewinnen wir ja als Mannschaft. Umso besser, wenn wir Spieler haben, von denen jeder für ein Tor gut ist.“

 

Wiedersehen der besonderen Art

Vier Spieler stehen heute in Altach (18.30 Uhr) anlässlich des Heimderbys gegen den FC Lustenau besonders im Mittelpunkt.
Christoph Schösswendter (23), Harun Erbek (25), Daniel Schöpf (21) und Pat­rick Seeger (24) – vier Fußballer, die heute von ihrer jüngsten Vergangenheit eingeholt werden. Im Sommer war das Quartett von Lustenau nach Altach gewechselt und nun geht es erstmals gegen den Exklub. Das zweite Saisonderby wird um 18.30 Uhr in der Cashpoint-Arena angepfiffen. Die VN konfrontierten die „Vier“ nicht nur mit diesem besonderen Wiedersehen, sondern auch mit der Tatsache, ob sie denn die schwache Heimbilanz des FCL in der Vorsaison (4 Siege, 5 Remis in 18 Spielen) mitgenommen haben.
Christoph Schösswendter: Ja, natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man auf seinen alten Trainer trifft. Zudem sind ja noch einige Spieler dabei, mit denen ich gespielt habe. Das mit der Heimbilanz haben wir uns scherzhaft schon anhören müssen. Aber ich denke, wer unsere Heimspiele gesehen hat, weiß eigentlich, dass nur die Ergebnisse nicht gestimmt haben. Gegen die Vienna und den WAC waren wir klar besser, das Remis gegen die Austria war sicherlich gerecht. Teilweise haben wir schon super Fußball gezeigt und uns viele Chancen herausgearbeitet. Unsere einziges Problem ist, dass wir zu viele Chancen auslassen. Wir alle aber wissen, was wir drauf haben und uns keinen Ausrutscher mehr leisten dürfen. Ein gesunder Druck ist also da, aber das ist uns sowieso lieber.
Harun Erbek: Eigentlich schon, denn es geht ja gegen alte Kollegen. Letztendlich aber sind die drei Punkte das Wichtigste. Auf dem Platz sind die Freundschaften beendet. Danach können wir wieder darüber reden. Ich denke, dass es sicher ein interessantes Spiel wird. Gespannt bin ich, welche Lustenauer Mannschaft gegen uns auflaufen wird. Ob Heimspiel oder nicht, wir wollen jedes Spiel gewinnen und sind schon heiß auf den ersten Heimsieg – erst recht in einem Derby. Das wollen auch die Fans von uns sehen. Für uns wäre es – glaube ich – ein Befreiungsschlag. Dann starten wir eine Serie. Warum es bisher noch nicht geklappt hat, kann ich nicht wirklich sagen. Sonst hätten wir es ja schon geändert. Heute wird es klappen, davon bin ich überzeugt.
Daniel Schöpf: Klar denkt man daran, ich habe dem alten Trainerteam schließlich einiges zu verdanken. Aber das ist Geschichte, heute geht es um die laufende Meisterschaft. Wir müssen jetzt einfach die Tore machen, unsere Chancen konsequenter nützen. Schön spielen bringt nichts. Unser Spielermaterial ist so gut, dass wir ein Spiel früher entscheiden können. Über die Heimserie mache ich mir keine Gedanken. Im Gegenteil: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Heimstärke zurückkehren wird.
Patrick Seeger: Ein bisschen was Besonderes ist es immer, wenn man gegen seinen ExKlub antritt. Auf dem Platz ist dann aber nichts anders. Jeder muss schauen, dass er seine Leistung bringt. Wir haben andere Ziele als der FCL. Dass es noch nicht ganz so gelaufen ist, wie wir es uns gewünscht hätten, ist eine andere Sache. Aber es bringt doch nichts, verpassten Möglichkeiten nachzujammern. Das wäre kontraproduktiv und würde uns nicht weiterbringen. Heute haben wir die Gelegeneheit, dieses Manko aus der Welt zu schaffen. Wir müssen einfach anfangen, unsere Torchancen zu nützen.

Eine gemeinsame Reise

Dass Schöpf und der Lustenauer Marcel Holzmann diese Woche mit Österreichs U-21-Mannschaft unterwegs waren, bringt zusätzlichen Zündstoff. Eine Wette, so Schöpf, habe man zwar nicht abgeschlossen, gesprochen wurde über den Freitag dennoch. „Das machen wir uns am Matchtag aus“, schmunzelt Altachs Mittelfeldmann. Zuletzt auf der „Grünen Insel“ im Test gegen Irland (1:2) ist Schöpf von Teamchef Andreas Herzog zur Pause für Thomas Hopfer eingewechselt worden. Der 20-jährige Holzmann durfte in der 74. Minute Stephan Zwierschitz (St. Pölten) ersetzen. Wichtig für die Trainer: Das Duo ist verletzungsfrei zurückgekehrt. Und um eine Erfahrung reicher. „Stimmt“, so Schöpf, „eigentlich hätten wir das 1:0 über die Zeit bringen müssen.“

(VN)

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