Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) über die Zugangsbeschränkungen für EU-Studenten an den österreichischen Universitäten wird nicht für alle Hochschulen die gleichen Konsequenzen haben. Nach der Aufhebung der heimischen Regelung werden Numerus-Clausus-Flüchtlinge vor allem an den drei Medizinischen Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz erwartet.
Einen deutschlandweiten Numerus Clausus (NC) gibt es in den Fächern Medizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Biologie, Psychologie und Pharmazie. Medizin, Zahnmedizin und Veterinärmedizin werden in Österreich an den drei Medizin-Unis bzw. der Veterinärmedizinischen Universität Wien angeboten. Biologie kann man an den Universitäten Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck studieren, Pharmazie an den Unis Wien, Innsbruck und Graz. Psychologiestudien sind an den Unis Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt eingerichtet.
Zugangsbeschränkung auch für BWL
Außerdem plant die Regierung, den Unis Zugangsbeschränkungen auch für die Betriebswirtschaftslehre (BWL) und verwandte Fächer zu erlauben – obwohl der deutschlandweite NC für BWL heuer aufgehoben wurde, könnte es noch einen Rückstau an Interessenten geben. Davon wären die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien sowie die Universitäten Wien, Graz, Linz, Klagenfurt und Innsbruck betroffen.
Darüber hinaus können die einzelnen Unis in Deutschland aber auch in anderen Fächern Zugangsbeschränkungen verhängen. Dies ist etwa in München bei der Publizistik der Fall – auf Grund der räumlichen Nähe könnte das Publizistik-Studium an der Uni Salzburg für viele deutsche Studenten attraktiv werden und dadurch unter Druck kommen.
Wie die einzelnen Universitäten reagieren werden, also ob und welche Zugangsbeschränkungen sie planen, ist erst zum Teil klar. Am weitesten sind die Planungen an den Medizin-Unis gediehen. Die Medizin-Universität Wien hat sich bereits für das First come, first serve-Prinzip entschieden. Demnach wird bereits im ersten Studienabschnitt die Zahl der Studienplätze für Praktika und Übungen auf 1.560 beschränkt und nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Der 1.561-te Interessent wird zwar aufgenommen, erhält aber keinen Platz im Kleingruppen-Unterricht. Anders an der Medizin-Uni Graz:
Dort soll die Auswahl erst nach einem Semester erfolgen – mittels Eignungstest, Kenntnistest und Prüfungsleistungen im ersten Halbjahr.
“Frühwarnsystem”
Die Universität Wien hat ein Frühwarnsystem für die bei ihr angebotenen Fächer (Pharmazie, Biologie, Betriebswirtschaft, Psychologie) eingerichtet. Dabei werden wöchentlich die Zulassungszahlen und deren Abweichung zum Vorjahr überprüft. Etwaige Auswahlverfahren sollen nicht vor der Zulassung, sondern im Rahmen einer bis zu zwei Semester dauernden Studieneingangsphase erfolgen. Wahrscheinlich ist auch eine unterschiedliche Behandlung der betroffenen Fächer: In der Psychologie verkraftet man laut Rektor Georg Winckler keinen zusätzlichen Studenten, in der Biologie gäbe es dagegen noch Kapazitäten.
Die anderen Unis wollen zunächst die genaue Formulierung des Gesetzes abwarten, mit dem bereits am Freitag in Österreich Zugangsbeschränkungen ermöglicht werden sollen.