AA

EU: Tausende Kinder werden vermisst

In der EU werden nach Schätzungen der Kommission in Brüssel jedes Jahr tausende Kinder vermisst und sexuell ausgebeutet. In Italien seien im Vorjahr 1.850 Minderjährige als vermisst gemeldet worden.

In Belgien verschwanden 2005 nach Polizeiangaben 1.022 Kinder und Jugendliche, wie die Kommission am Mittwoch anlässlich des morgigen Internationalen Tages der vermissten Kinder mitteilte.

In Großbritannien registrierte die Polizei in den Jahren 2002/2003 846 Fälle von Kindesentführungen. Jährlich werden dort schätzungsweise 70.000 Kinder vermisst, die aus den unterschiedlichsten Gründen von ihrem Zuhause ausreißen. Nationale Daten seien aber vielfach gar nicht verfügbar oder nur schwer zugänglich, betonte die Kommission.

EU-Justizkommissar Franco Frattini kündigte für Juli einen Aktionsplan für eine neue EU-Strategie an, um den Schutz der Kinder zu verstärken. So brauche etwa Europol zusätzliche Ressourcen, um Netzwerke von Pädophilen aufzuspüren. Auch werde die EU-Kommission eine öffentliche Informationskampagne zum Schutz der Kinder verstärken.

Daniel Cardon De Lichtbuer, Präsident der belgische Organisation Child Focus, die sich der Suche nach verschleppten Kindern verschrieben hat und im Fall des Kinderentführers und -mörders Marc Dutroux große Bekanntheit erlangte, erklärte, trotz bedeutender Fortschritte bleibe noch viel zu tun im Kampf gegen Kinderpornografie. So hoffe seine Organisation darauf, dass es noch in diesem Jahr zur Einrichtung einer europäischen Hotline für Opfer von Misshandlungen und Entführungen komme. Die Telefonnummer sollte nicht mehr als drei bis vier Ziffern haben. „Das ist genauso wichtig wie die Feuerwehr oder die Polizei“, sagte De Lichtboer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Frattini und dem belgischen Sänger Salvatore Adamo.

Notwendig sei auch ein schärferes Vorgehen gegen die Produzenten, Vertreiber und Konsumenten von Kinderpornografie. Derzeit würden hunderttausende Menschen derartiges Material aus dem Internet herunterladen. Nur fünf Länder hätten ideale gesetzliche Bestimmungen erlassen, diese sind laut De Lichtbuer die USA, Frankreich, Australien, Südafrika und Belgien. „Das mag durchaus seltsam erscheinen. Aber diese Länder haben am meisten durchgemacht.“ Weiters müssten auch in Europa die Banken noch stärker mit den Behörden zusammenarbeiten, um Kunden ausfindig zu machen, die sich kinderpornografische Inhalte per Kreditkarte kauften.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • EU: Tausende Kinder werden vermisst
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen