Demnach dürfen Neuwagen im Durchschnitt maximal 130 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen. Verbesserungen bei Reifen und Klimaanlagen sowie die Beimischung von mehr Biosprit sollen den CO2-Ausstoß der PKW um weitere 10 Gramm senken. Die höheren Kosten, die die neuen Technologien verursachen, sollen durch die Spriteinsparungen langfristig mehr als aufgewogen werden.
Ein konkreter Gesetzesvorschlag soll noch 2007 folgen, wenn es möglich ist, sagte Umweltkommissar Stavros Dimas in einer Pressekonferenz gemeinsam mit Industriekommissar Günter Verheugen in Brüssel. Wie das Reduktionsziel konkret auf Hersteller und Fahrzeuge übersetzt werden kann, sei offen, sagte Dimas.
Dem heutigen Beschluss war ein wochenlanges Tauziehen zwischen den beiden Kommissaren über den genauen Grenzwert für die Autohersteller vorangegangen. Dimas wollte ursprünglich eine Reduktion der CO2-Emissionen der Motoren auf 120 Gramm pro Kilometer durchsetzen, wogegen vor allem die deutsche Autoindustrie massiven Widerstand leistete. Derzeit liegt der Ausstoß der europäischen Neuwagen im Durchschnitt bei 163 Gramm, so Verheugen. Er liegt damit weit entfernt von den von der Autoindustrie für 2008 versprochenen 140 Gramm.
Verheugen verteidigte den weicheren Grenzwert: Entscheidend für die Zukunft der europäischen Autoindustrei werde nicht die Frage sein, ob große oder kleine Autos gebaut werden, sondern wie sich die kleinen und mittleren Pkw am Markt angesichts des steigenden Kostendrucks behaupten können. Vor allem der spanischen und britischen Autoindustrie drohen laut Verheugen Jobverluste. China, Indien und Brasilien werden immer mehr Autos in diesem Segment anbieten können. Dort kommt eine wirkliche Attacke auf uns zu, warnte er vor einer Unterschätzung der künftigen Konkurrenz.
Mit dem nun gefundenen Kompromiss sei es aber gelungen, die Gefahr einer Arbeitsplatzverlagerung abzuwenden und gleichzeitig die Klimaziele erfüllen, so der Industriekommissar. Europa werde mit seinen gesetzlich verbindlichen Grenzwerten auf diesem Gebiet lange führend bleiben.
Dimas betonte, der Transportsektor trage etwa 25 Prozent zu den Treibhausgas-Emissionen der EU bei. Ohne die Senkung der Abgase werde die EU ihr Kyoto-Ziel verfehlen. Die EU hat sich verpflichtet den CO2-Ausstoß bis 2012 um 8 Prozent (gegenüber 1990) zu senken. Aus Umweltsicht sei das Ziel einer Senkung der Pkw-Emissionen auf 120 Gramm pro Kilometer durch die Kombination von Anforderungen an die Motortechnik zusammen mit einer Senkung des Spritverbrauchs durch Verbesserungen bei Reifendruck und Klimaanlagen erreicht. Die EU habe sich damit das ambitionierteste Ziel der Welt gesetzt, aber es ist erreichbar.
Die neue Technik werde Neuwagen verteuern, die Zusatzkosten werden aber durch die höhere Treibstoff-Effizienz über die Lebenszeit des Autos mehr als ausgeglichen, sagten die Kommissare. Wie sich die Investitionen auswirken, werde von Modell zu Modell unterschiedlich sein, sagte Verheugen. Die Vermeidung einer Tonne CO2 koste im Durchschnitt 235 Euro. Europa werde künftig nicht nur die besten und sichersten sondern auch die saubersten Autos bauen, sagte Verheugen. Der EU-Autoherstellerverband ACEA bezeichnete den Vorschlag der Brüsseler Behörde als unausgewogen und für die europäische Wirtschaft schädlich und forderte auch Gebrauchtwagen in die Klimastrategie einzubinden. Laut Financial Times gibt es allerdings unter den Fahrzeugherstellern in Europa Spannungen, weil Produzenten in Frankreich und Italien Benachteiligungen gegenüber deutschen Autobauern befürchten. Die Grünen im EU-Parlament sprachen von einem Pyrrhussieg der Autolobby. Mit dem Verwässerten Kompromiss gefährden sie Klima und die Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland und letztendlich Millionen Arbeitsplätze. Greenpeace nannte den Vorschlag als inakzeptabel und unzureichend.