Mit dem klaren Mandat seien jahrelange Diskussionen über den Reformvertrag beendet. Ich glaube nicht, dass es irgendetwas gebracht hätte, das Problem auf die lange Bank zu schieben, sagte Gusenbauer nach der Einigung in den frühen Morgenstunden des Samstag. Das hätte die Situation nur verschlechtert. Die Regierungskonferenz soll bereits am 23./24. Juli starten und Mitte Oktober abgeschlossen sein.
Gusenbauer verteidigte den gefundenen Kompromiss und lobte die deutsche Bundeskanzlerin und amtierende Ratspräsidentin Angela Merkel, welche die EU aus einer fast aussichtslosen Krise herausgeführt habe. Es sei ein typisch europäisches Ergebnis über einen schwierigen Kompromiss, das letztlich doch wieder einen Fortschritt gegenüber den derzeitigen Verträgen darstelle. Der Gipfel sei ein paar Mal auf des Messers Schneide und knapp vor dem Abbruch gestanden, sagte Gusenbauer. Die Zugeständnisse an Polen und andere Mitgliedstaaten seien eine Frage der Alternativen.
Ein Anliegen des Kanzlers wurde vor allem mit der rechtsverbindlichen Grundrechtecharta verwirklicht. Diese sei ihm und Österreich ein besonderes Anliegen und spiele eine große Rolle für die Glaubwürdigkeit Europas in der Welt, sagte Gusenbauer. Ein Wermutstropfen sei allerdings die Ausnahmeregelung für Großbritannien, diesen Umstand müsse die britische Regierung aber selbst ihren Bürgern erklären. Weiters sei erstmals klar die Daseinsvorsorge in dem Mandatstext festgehalten worden. Dies sei eine wesentliche Verbesserung gegenüber den bisherigen Verträgen, die Österreich gemeinsam mit Luxemburg und den Niederlanden erreicht habe, betonte der Bundeskanzler.
Gusenbauer verwies weiters auf den Klimaschutz, der auf seine Initiative in dem Mandat verankert worden sei, sowie auf eine Erklärung, in der die Unantastbarkeit bestimmter sicherheitspolitischer Erfordernisse wie der Neutralität, klargestellt werde.
Außenministerin Ursula Plassnik (V) betonte, die Befürworter der Verfassung hätten bedeutende Abstriche gemacht, es sei aber gelungen, einen präzisen Reparaturauftrag zu beschließen. Sie kritisierte aber, dass auf Drängen Großbritanniens der Europäische Außenminister nur noch eine De facto Außenminister sei, das sei nicht verständlich. Positiv sei die nun verankerte Energiesolidarität und die einheitliche Rechtspersönlichkeit der EU.