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EU-Afrika-Forum in Wien: Letztes Großevent während EU-Vorsitz

Sebastian Kurz wird ebenfalls am EU-Afrika-Forum teilnehmen.
Sebastian Kurz wird ebenfalls am EU-Afrika-Forum teilnehmen. ©APA/Hans Klaus Techt
Das letzte Großevent während des EU-Vorsitzes ist das EU-Afrika-Forum in Wien. Wirtschaftliche Beziehungen sollen dadurch verbessert werden. Rund 1.000 Unternehmen werden erwartet.

Es ist der letzte Höhepunkt des aktuellen österreichischen EU-Ratsvorsitzes: Das EU-Afrika-Forum am kommenden Montag und Dienstag in Wien. Je rund ein Dutzend Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen und EU-Ländern sind dabei ebenso vertreten wie rund 800 Unternehmen aus beiden Kontinenten. Es geht um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Kooperation.

Ausgerichtet wird das hochrangig besetzte Forum, das unter dem Motto “Digitalisierung und Innovation” steht, von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und dem derzeitigen Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU), dem Präsidenten Ruandas, Paul Kagame. Am Beginn steht am Montagabend ein Willkommensessen in der Spanischen Hofreitschule in der Wiener Innenstadt.

Am Dienstag, dem Haupttag, treffen zunächst die Politikvertreter im Austria Center Vienna (ACV) aufeinander, bevor das Forum offiziell durch Kurz, Kagame, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sowie dem Kommissionsvorsitzenden der AU, Moussa Faki Mahamat, eröffnet wird. Für den frühen Nachmittag ist eine Pressekonferenz angesagt, um 16.00 Uhr stehen Abschlussstatements auf dem Programm.

20 afrikanische Staaten nehmen an Forum in Wien teil

Insgesamt nehmen laut Bundeskanzleramt über 20 afrikanische Staaten an dem Forum teil, davon 12 auf Ebene der Staats- und Regierungschefs bzw. Vizeregierungschefs, darunter wichtige Partner wie Ägypten, Äthiopien, Kenia, Ghana, Namibia, Togo, Guinea und Nigeria. Aus der EU werden 14 Regierungschefs (darunter Finnland, Malta, Slowenien, Rumänien, Estland, Bulgarien) erwartet, alle anderen Mitgliedsländer sind auf Minister- oder Diplomatenebene vertreten. Zudem werden fünf EU-Kommissare und EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani erwartet.

Auf Unternehmerseite haben sich unter anderem die CEOs von Siemens, Joe Kaeser, Vodafone (Nick Read), BMW (Harald Krüger) und Nokia (Risto Siilasmaa) angesagt. Den ganzen Tag über finden zudem Diskussionsrunden und Side Events, etwa zu den Themen “Landwirtschaft 4.0”, “Investieren in Start-Ups”, “FinTech in Afrika”, “Beschleunigung des eCommerce in Afrika” oder “Hochschulbildung und Forschung” und “Mobilisierung von Finanzmitteln für Klimaschutzmaßnahmen in Afrika” statt.

Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit Afrika zu intensivieren. “Afrika ist ein Chancenkontinent. In Afrika gibt es viel ungenutztes Potenzial für Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung. Wirtschaftswachstum in Afrika gibt jungen Menschen Perspektiven abseits von Migration und ist damit die beste Hilfe vor Ort”, betonte Kanzler Kurz gegenüber der APA. Wirtschaftliche Entwicklung in Afrika zu fördern, sei die “wahrscheinlich nachhaltigste Form von Entwicklungszusammenarbeit (EZA)”, ließ er vergangene Woche auch anlässlich seiner Ostafrika-Reise, die auch der Vorbereitung des Forums diente, wissen.

Leitmotiv des Forums in Wien: “Taking cooperation to the digital age”

Die dreitägige Reise führte Kurz nach Äthiopien und Ruanda, wo er jeweils mit der Regierungsspitze zusammentraf. In beiden Ländern herrscht Aufbruchsstimmung, und nicht zuletzt wegen des rasanten Wirtschaftswachstums von bis zu acht Prozent pro Jahr wittern heimische Unternehmen ihre Chance.

Kagame führt sein Land durch eine digitale Revolution. Schon jetzt gilt es als Vorzeigeland Afrikas, in den kommenden Jahren will der despotisch regierende 61-Jährige den ostafrikanischen Staat zum High-Tech-Hub für Dienstleistungen aller Art machen, auch wenn noch immer 39 Prozent des 12-Millionen-Einwohnerlandes unter der nationalen Armutsgrenze leben. Nach Ansicht von Kagame führt der Weg zu Wohlstand für alle Afrikaner nur über die Ausstattung der Volkswirtschaften mit Technologie und über die Zusammenarbeit mit der afrikanischen Privatwirtschaft. Dementsprechend skeptisch ist er auch gegenüber Entwicklungshilfe des Westens. China liefere Afrika viel eher, was es brauche, ließ er schon vor Jahren wissen.

Das Leitmotiv des Forums, “Taking cooperation to the digital age” sorgt indes unter Entwicklungsexperten für Kritik. “Das greift natürlich arg hoch”, so der Afrika-Experte Henning Melber zur APA. “Vor allem, wenn man weiß, wie viel Internetzugang in manchen Teilen Afrikas kostet”. Zudem haben etwa in Ruanda nur 20 Prozent der Gesamtbevölkerung Zugang zur Stromversorgung, in vielen anderen afrikanischen Ländern noch weniger. Das Thema sei “eliteorientiert”, kritisiert Melber. “Das schließt nicht aus, dass man neue, innovative Unternehmen gründen kann, aber es ist eben nicht breitenwirksam genug. Man müsste viel weiter darunter ansetzen.”

Digitalisierung in Afrika spielt eine große Rolle

Sehr ähnlich sieht das der Entwicklungsexperte Rainer Thiele vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Digitalisierung in Afrika spiele eine “Riesenrolle”, an einige Ansätze ließe sich hier “gut andocken. Also als Vorzeigesektor ist das ganz sinnvoll, aber es kann nicht heißen, dass sich alle afrikanischen Länder nun auf den IT-Sektor stürzen können. Da braucht man einen sehr viel breiteren Ansatz”, so Thiele zur APA.

Begleitet wird das Wiener EU-Afrika-Forum laut Bundeskanzleramt von einer Business‐to‐Business(B2B)-Plattform, bei der Unternehmer aus beiden Kontinenten die Möglichkeit haben, Kontakte zu knüpfen und ihre Konzepte und Lösungen für das digitale Zeitalter untereinander auszutauschen. B2B‐ und B2G‐Treffen (B2G: Business‐to‐Government) werden den ganzen Tag über stattfinden und bilden den Mittelpunkt der B2B‐Veranstaltung.

(APA/Red)

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