Ethik als Ersatzpflichtgegenstand zum Religionsunterricht ab 2020

Mittelfristiges Ziel müsse aber die Einführung in Neuen Mittelschule und AHS-Unterstufe sein, waren sich Experten beim Science Talk des Bildungsministeriums am Montag einig.
“Die Gesellschaft hat wesentlich früher die Verantwortung, da etwas zu tun”, betonte etwa Andrea Pinz vom Schulamt der Erzdiözese Wien. “Spätestens ab der Sekundarstufe I – da kann das Zusammenleben noch leichter gestaltet werden.”
Ethikunterricht als Ersatz für Religionsunterricht
“Das höchste Ziel ist ein verantwortungsvolles Handeln”, fasste Georg Gauß von der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Ethik das Ziel von Ethikunterricht zusammen. Gegenüber dem Religionsunterricht habe er “den Vorteil, dass er konfessionsfrei ist und von verschiedenen Kirchen und Religionsgemeinschaften, Atheisten und Agnostikern gleichermaßen wahrgenommen werden kann”. Ethikunterricht stelle so einen “Mikrokosmos” der Gesellschaft dar, etwas, was der konfessionelle Religionsunterricht nicht bieten könne. Einziger Nachteil: der Ethik würden “die Feiertage fehlen”, die Teil der Religion sind. Dass das Besuchen des Ethikunterrichts die Abmeldung vom Religionsunterricht voraussetze, sei “schon fast diskriminierend”. Dabei würden die steigenden Abmeldungszahlen vom Religionsunterricht eine klare Sprache sprechen.
Religion dürfe nicht von den Lehrplänen verschwinden
Diesen Vorwurf wies Pinz entschieden zurück. Ethik und Religion seien oft deckungsgleich, Religion dürfe nicht von den Lehrplänen verschwinden. “Religion schließt Ethik ein, ist aber immer mehr als Ethik. Dieses Mehr der Religion ist ganz entscheidend für die Gesellschaft.” Die religiöse Erziehung nicht außerhalb des öffentlichen Raumes zu gestalten, beuge Fundamentalismus vor. “Religion ist ein wichtiger Teil des Menschen. Dass diese Auseinandersetzung in Hinterhöfen und hinter verschlossenen Türen geschieht, kann nicht das Ziel der Gesellschaft sein.” Das Christentum habe die europäische Geisteshaltung stark geprägt und sei deshalb auch aus dem ethischen Diskurs nicht wegzudenken.
“Man sollte kein künstliches Gegeneinander hochstilisieren”, forderte Michael-Albert Jahn vom Institut für Philosophie der Universität Wien. Es sei “im wahrsten Sinne des Wortes unethisch”, wenn man den Religionsunterricht in eine Nische am Nachmittag verschieben würde. Große Teile der gläubigen Bevölkerung, besonders in ländlichen Gebieten, würden so entwurzelt werden. Menschenrechte und der humanistische Gedanke müssten das gemeinsame Ziel der beiden Fächer sein.
(APA/Red)