Mindestens 43 Personen wurden verletzt. Die Polizei nahm laut eigenen Angaben über 300 Personen fest, die meisten davon Jugendliche. Rund ein Dutzend Polizisten habe Blessuren erlitten, hieß es. Der russische Senat empfahl als unmittelbare Reaktion auf die Ereignisse in Tallin Präsident Wladmir Putin den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Estland.
Im Zentrum der estnischen Hauptstadt wurden in der Nacht auf Freitag zahlreiche Geschäfte, Häuser und Autos beschädigt. Dabei wurden Fensterscheiben eingeschlagen und Feuer angezündet. Laut Regierungsangaben kam es auch zu Plünderungen. Ein Krisenstab der Regierung ließ den so genannten Bronze-Soldaten daraufhin noch in der Nacht entfernen und an einen geheimen Ort bringen.
Ein Regierungssprecher begründete die Entscheidung damit, dass die Figur als Vorwand für Jugendbanden gedient habe, Vandalenakte in der Innenstadt zu begehen. Die Entscheidung sei im Interesse der Nationalen Sicherheit geschehen, hieß es. Der Tote ist nach estnischen Angaben ein 20-Jähriger Mann mit russischem Vornamen, der bei den Tumulten eine Stichverletzung erlitten hatte. Wie es dazu kam, ist derzeit ungeklärt.
Im Laufe des Donnerstags hatten sich bei der abgeriegelten Grünfläche inmitten des Tallinner Stadtverkehrs, auf der sich das Kriegerdenkmal befand, eine Ansammlung von rund 1.000 Menschen gebildet. Zu den Ausschreitungen kam es laut Augenzeugenberichten erst, nach dem die in spezieller Schutzausrüstung erschienene Polizei gegen die Demonstranten vorging und die Menge auseinander trieb.
Moskau hat Estland mehrfach Konsequenzen angekündigt, falls die Pläne der Regierung zur Verlegung des Denkmals auf einen Friedhof sowie die Exhumierung und Umbettung der Gebeine von rund einem Dutzend Rotarmisten, die im Bereich des Denkmals begraben sein dürften, in die Tat umgesetzt würden. Der russische Senat empfahl am Freitagvormittag Präsident Putin, die diplomatischen Beziehungen mit Estland zu unterbrechen. Tags zuvor hatte Vize-Premier Sergei Iwanow zu Wirtschaftssanktionen aufgerufen.
Der Streit um das Denkmal spielte auch im vergangenen Wahlkampf eine nicht unerhebliche Rolle, als sich vor allem die Reformpartei von Ministerpräsident Andrus Ansip für eine Verlegung des Denkmals und eine Umbettung der Gefallenen auf einen Tallinner Friedhof stark machte. In der Folge wurde der rund zwei Meter hohe Bronze-Soldat zum Schauplatz von allerlei Kundgebungen sowohl russischsprachiger Organisationen und Veteranenverbänden als auch estnischer Nationalisten. Auch unter der estnischsprachigen Bevölkerung gab es unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung des Monuments.