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Eschede-Prozess

Im Prozess um die ICE-Katastrophe hat der Lokführer des Unglückszuges am Mittwoch in Celle ausgesagt, dass er die Entgleisung mehrerer Waggons nicht sofort bemerkt habe.

Vorderer Teil des Zugs war allein weitergefahren.

Bei dem Unglück im Juni 1998 waren 101 Menschen getötet und 105 Personen verletzt worden. Der Lokführer befindet sich seither im Ruhestand.

Er habe den ICE nach einer Baustelle in Celle wieder auf 180 km/h beschleunigt. Kurz vor der Ortschaft Eschede habe er einen Ruck verspürt, den er sich nicht habe erklären können, berichtete der Lokführer. Dann sei plötzlich die Leistung abgefallen und anschließend die automatische Bremsung eingeleitet worden. Nach einem weiteren Ruck habe er die Zwangsbremsung unterstützt. „Ich bin dann irgendwann zum Halten gekommen und habe dann ein bis zwei Mal versucht, die Stromversorgung wiederherzustellen.“ Da habe ihn der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Eschede informiert: „Du bist alleine vorbei gefahren. Du bist entgleist.“

Nach dem Bruch eines Radreifens am ersten Mittelwagen des ICE war dieser Wagen entgleist und gegen eine Brücke gerast. Der vordere Teil des Zuges fuhr bis zur Zwangsbremsung zunächst weiter. In dem um das schwerste Eisenbahnunglück der deutschen Geschichte müssen sich seit einer Woche drei Techniker verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. Nach Ansicht der Strafverfolgungsbehörde gab es schwerwiegende Versäumnisse der Angeklagten bei der Zulassung des Radreifens, die dazu geführt hätten, dass das Rad zu weit abgefahren und dadurch rissig wurde.

Für den Nachmittag war als Zeuge ein Zugbegleiter geladen. Nach den Ermittlungen hatte ein Fahrgast ihn im ersten Mittelwagen unmittelbar vor dem Unfall darauf aufmerksam gemacht, dass ein gebrochener Radreifen sich durch den Boden ins Wageninnere gebohrt habe. Kurz darauf hatte sich dieser Reifen an einer Weiche verhakt und den Zug entgleisen lassen.

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