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ESA-Sonde nähert sich Saturn-Mond

Eine der spektakulärsten Missionen in der Geschichte der Raumfahrt ist am ersten Weihnachtstag in ihre entscheidende Phase getreten. Sie soll Aufklärung über die Entstehung der Erde bringen.

Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA trennte sich die Huygens-Sonde der europäischen Raumfahrtagentur ESA am frühen Samstagmorgen erfolgreich von ihrem NASA-Mutterschiff Cassini und setzte allein den letzten Teil ihrer Reise zum Saturnmond Titan fort. Der an eine fliegende Untertasse erinnernde Huygens-Roboter soll am 14. Jänner auf dem riesigen Himmelskörper landen. An den Experimenten sind auch österreichische Wissenschafter beteiligt.

Von der Cassini-Huygens-Mission erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über den Urspung unseres Planeten, da auf dem Saturnmond Verhältnisse wie auf der Erde vor Beginn des Lebens vermutet werden und er daher als „zweite Erde“ gilt. Die gut 2,5 Milliarden Euro teure Mission ist ein Projekt der NASA, der ESA und der italienischen Raumfahrtagentur ISA. Anfang Juli hatte die Sonde nach fast siebenjähriger Reise die Umlaufbahn des Saturns, des zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems, erreicht.

Das NASA Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena erhielt Samstag früh um 4.24 Uhr MEZ das Signal, dass die Trennung der europäischen Sonde von ihrem Mutterschiff erfolgreich verlief, wie eine Sprecherin sagte. Alle Systeme funktionierten einwandfrei, die Trennung nach sieben Jahren gemeinsamer Reise durchs All verlief problemlos. Speziell konstruierte Federn hatten Huygens von Cassini fortgestoßen und sie auf Kurs Richtung Titan geschubst. NASA-Programmmanager Robert Mitchell beglückwünschte seine europäischen Kollegen zu ihrem Erfolg und wünschte Glück beim Flug zum Titan.

David Southwood von der ESA zeigte sich euphorisch: „Jetzt sind all unsere Hoffnungen und Erwartungen darauf gerichtet, die ersten Vor-Ort-Daten aus einer neuen Welt zu erhalten, von deren Erforschung wir seit Jahrzehnten träumen.“ Die Huygens-Sonde soll kurz vor dem Eintritt in die äußere Atmosphäre des Saturnmondes durch einen eingebauten Signalgeber aufgeweckt werden. Während ihres rund zweieinhalbstündigen Abstiegs durch die Atmosphäre des Titan soll sie dessen chemische Zusammensetzung analysieren und die Daten an den Cassini-Orbiter senden.

Cassini soll am Montag neu ausgerichtet werden, um sie davon abzuhalten, Huygens in die Titan-Atmosphäre zu folgen. Die Raumfähre wird die von Huygens empfangenen Daten über ihre Antenne an die NASA senden, welche die Daten wiederum an die ESA-Einsatzzentrale in Darmstadt weiterleitet.

Der Titan, der größte der Saturn-Monde, hat Astronomen bereits seit langem beschäftigt. Seine Atmosphäre ist ähnlich der der Erde vor allem aus Stickstoff zusammengesetzt. Auch Methan und Ethan kommen in größeren Mengen vor. Mit einer Temperatur von minus 180 Grad Celsius ist es auf dem Titan zu kalt für flüssiges Wasser, der atmosphärische Druck ist 1,6 Mal höher als auf der Erde. Dieser Druck schafft nach Vermutungen von Wissenschaftlern die Bedingungen für komplexe chemische Reaktionen zwischen Methan- und Ethangas, Ammoniak und Eis in der Titan-Atmospäre, die zu Eruptionen, Kondensation und Niederschlag führen. Einige Forscher vermuten sogar, dass es auf dem Titan Flüsse und Seen aus Flüssigkeiten und schlammigen Substanzen gibt, deren Zusammensetzung noch geklärt werden muss.

Die Mission im Internet.

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