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Es wird an der Uhr gedreht: Schaltsekunde am 1. Juli

hne Schaltsekunde würden Weltzeit und astronomische Zeit immer weiter auseinanderklaffen.
hne Schaltsekunde würden Weltzeit und astronomische Zeit immer weiter auseinanderklaffen. ©APA
Am 1. Juli 01:59:59 Uhr MESZ ist Zeitumstellung: Das Jahr 2015 wird am 30. Juni um 23:59:59 UTC (Koordinierte Weltzeit) offiziell um eine Sekunde verlängert.

Mit solchen Schaltsekunden wird kompensiert, dass die Erde für eine Umdrehung ein kleines bisschen länger braucht als 24 Stunden Atomuhrzeit. Ohne Schaltsekunde würden Weltzeit und astronomische Zeit immer weiter auseinanderklaffen.

Weltzeit und Sonnenzeit

Anfang des Jahres hatte die Differenz bei 0,5 Sekunden gelegen. “Am 1. Juni betrug der Unterschied 0,65 Sekunden”, sagte Andreas Bauch von der deutschen Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. International vereinbart ist, dass Weltzeit UTC und Sonnenzeit UT1 nie mehr als 0,9 Sekunden voneinander abweichen.

26. Schaltsekunde seit 1972

Seit 1972 geben Atomuhren an gut 70 nationalen Zeitinstituten die Weltzeit UTC vor. Um sie parallel zur Sonnenzeit UT1 – also dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erdrotation – zu halten, wird in manchen Jahren der letzte Juni- oder der letzte Dezembertag um eine Sekunde verlängert. Die Schaltsekunde im Sommer ist die 26. seit 1972. Wann zum Ausgleich eine Schaltsekunde eingefügt wird, entscheidet der Erdrotationsdienst IERS. “Würde man die Differenz nicht korrigieren, würde die Sonne irgendwann mittags aufgehen”, erklärte Wolfgang Dick vom IERS-Zentralbüro in Frankfurt am Main.

Software-Probleme möglich

Bei der Umstellung könnte es durchaus Probleme geben: Während die meisten Uhren den Sprung bewältigen werden, kommt so manche Software mit einer zweiten 60. Sekunde nicht gut klar. Bei der Schaltsekunde 2012 wurden mehrere Websites lahmgelegt, das Buchungssystem der australischen Fluggesellschaft Qantas fiel zeitweise aus. “Es ist erstaunlich, was eine kleine Sekunde so anrichten kann”, sagte Bauch. Je mehr Prozesse abhängig von integrierten Zeitangaben laufen, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass doch einmal an einer entscheidenden Stelle die Anpassung vergessen wird oder nicht korrekt passiert.

Problematische Kettenreaktionen

Problematische Kettenreaktionen seien zum Beispiel im Stromnetz denkbar, erklärte Bauch. Bei der Berechnung des Stromflusses werde mit Mikrosekunden Zeitauflösung gearbeitet, ebenso bei der Bestimmung der Netzwerkbelastung. Werde ein Wert wegen der Schaltsekunde falsch berechnet und als Problem angezeigt, könne die Abschaltung der Leitung folgen. “Das sind automatisierte Entscheidungen, mit denen das Hochspannungsnetz geschützt werden soll.” Auch bei der Flugsicherung oder im Geldhandel werde mit Millisekunden Zeitauflösung gearbeitet, ebenso bei der Navigation über Satelliten, ergänzte der PTB-Experte. “Bei den gewaltigen Bahngeschwindigkeiten würden Sie bei einer Sekunde Unterschied schon komplett woanders verortet.”

Widerstand gegen Zeit-System

Für Privatfirmen sind die Schaltsekunden vor allem mit Mehrkosten für die Umstellung von Hand verbunden. Daher verwundert es kaum, dass es inzwischen viel Widerstand gibt gegen das 1972 eingeführte Zeit-System. Erstmals im Jahr 2001 wurde von den Vereinigten Staaten die Abschaffung der Schaltsekunden als Arbeitsthema vorgeschlagen. fung der Schaltsekunden als Arbeitsthema vorgeschlagen. Bei der diesjährigen Weltfunkkonferenz der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) im November in Genf werden die Kritiker erneut einen Versuch starten. (APA)

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