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"Es war die Hölle"

Jehuoa Sulami entkam dem Inferno um drei Minuten. Auf zwei Wochen Strandurlaub am Indischen Ozean in Kenia hatte sich der 50 Jahre alte Mann aus Tel Aviv gefreut.

Als der Flughafenbus das Hotel „Paradies“ („Paradise“) am Nordstrand von Mombasa erreichte, fand er dort die Hölle vor. “Überall Blut, schreiende Menschen und Feuer“, sagt der geschockte Mann. „Kinder schrien nach ihren Eltern, Eltern suchten verzweifelt nach ihren Kindern.“

Im Rollstuhl überblickt er das Trümmerfeld, in dem sich am Morgen noch 140 Urlauber aus Israel auf einen Tag am von Palmen gesäumten Strand oder auf einen Safari-Ausflug vorbereitet haben. Während die meisten noch beim Frühstück saßen, preschte der weiße Lieferwagen mit drei Männern in die Einfahrt des Hotels. Sekunden später sprengt sich einer der Männer in die Luft, gleich darauf explodiert der ganze Wagen.

Das von einem Israeli geführte „Paradise“ ist gerade deshalb unter seinen Landsleuten so beliebt, weil sie sich dort sicher wähnten. „Hier kamen sonst Besucher nur nach strengsten Sicherheitsvorkehrungen herein“, weiß der deutsche Urlauber Wolfgang Reusner aus Schleswig-Holstein. Doch an diesem Morgen können die Wachleute nicht reagieren. Die Bombe zerreißt die Rezeption, einige Minuten später stürzt das Palmdach des lang gestreckten Gebäudes ein und reißt zwei kleine Türme mit sich.

„So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt ein Angestellter des Hotels mit einem dicken Kopfverband. „Tische und Schränke kippten um, und dann stürzte auch noch die Decke über uns ein“, sagt er zitternd. Unter den Toten sind auch zwei israelische Kinder und sieben kenianische Tänzer, die in der Rezeption den Empfang für Jehuoa Sulamis Reisegruppe vorbereitet haben.

Hinweise auf ein mögliches Attentat auf ein Touristenhotel in dem ostafrikanischen Land gibt es bereits seit längerem. Nach der Festnahme eines Mitglieds der Terrororganisation El Kaida in einem nicht genannten Land hatten Ermittler vor einigen Tagen Karten sichergestellt, auf denen mehrere Touristenhotels und westliche Botschaften in Kenia farbig markiert waren. Eine in Nairobi geplante deutsche Botschafterkonferenz war daraufhin in der vergangenen Woche aus Sicherheitsgründen abgesagt worden.

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